Einer Mehrheit der Österreicher und Österreicherinnen ist zwar die Wichtigkeit von regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen zur Krebsfrüherkennung bewusst, jedoch könnten gerade jüngere Menschen auf elektronischem Weg noch besser dazu motiviert werden. Das geht aus einer IMAS-Umfrage im Auftrag von MSD Österreich hervor, die zudem eine erstaunliche Einstellung bezüglich des Krebsrisikos von Rauchenden offenbarte: Nur 58 Prozent der über 1.000 Teilnehmenden bejahten ein solches.

23 Prozent der Befragten ab 16 Jahren gaben hingegen an, dass Rauchen keine solche Gefahr mit sich bringe, weitere 15 Prozent entschieden sich für die Antwort, dass es auf die Dosis ankommen würde, fünf Prozent für „keine Angabe“. Rund die Hälfte der befragten Personen gab dabei an, dass sie nicht rauchen würden, und bei dieser Gruppe meinten gar 27 Prozent, dass es kein erhöhtes Krebsrisiko durch Rauchen geben würde.

Julia Fuchs, Krebsexpertin beim Pharmakonzern MSD, bezeichnete dieses Ergebnis bei der Präsentation als besorgniserregend und alarmierend. Insgesamt würden die IMAS-Daten den Zusammenhang von Problembewusstsein und Informationsstand offenbaren, wie auch den Wunsch der Bevölkerung, besser über die Möglichkeiten der Krebsvorsorge informiert zu werden.

Rund 5000 neue Fälle von Lungenkrebs jedes Jahr

Der Linzer Experte Bernd Lamprecht von der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum erinnerte indes daran, dass die Raucherquote in Österreich über dem OECD-Schnitt liege und die Zigarette der Hauptfaktor für die rund 5.000 Neuerkrankungen an Lungenkrebs jährlich sei. „Bei Frauen ist Lungenkrebs nach Brustkrebs und Männern nach Prostatakrebs jeweils die zweithäufigste Erkrankungsform. Und das mit einer ungünstigen Prognose, da keine Früherkennung möglich ist.“ Häufig liege bei der Diagnose so bereits eine Metastasenbildung und damit ein fortgeschrittenen Stadium vor.

Für Lamprecht gibt es hier zwei Ansätze zur Senkung der Zahlen, nämlich einerseits junge Menschen dazu zu motivieren, erst gar nicht mit diesem Risikofaktor zu beginnen bzw. Menschen dabei zu unterstützen, das Rauchen aufzugeben. Andererseits gelte es auch, die Rate bei der Früherkennung zu verbessern. Noch fehle ein solches Programm in Österreich, jedoch verwies Lamprecht auf die Ergebnisse der sogenannten Nelson-Studie, welche die Wirkung von präventiven CT-Untersuchungen bei Rauchern ab 50 Jahren aufzeigt. Nach zehn Jahren war hier die Lungenkarzinom-Sterblichkeit unter den Untersuchten um 24 Prozent geringer als in einer Vergleichsgruppe ohne Screening. „Es geht jetzt darum, die Ergebnisse umzusetzen.“

Ein Viertel hat noch an keiner Krebsvorsorge teilgenommen

Philipp Jost, der Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie der MedUni Graz, pflichtete seinem Vorredner bei. Grundsätzlich würde die Früherkennung von Krebs die Entfernung eines Tumors ohne Metastasierung ermöglichen. Die Bevölkerung brauche aber mehr Information darüber, was die Früherkennung möglich mache, nämlich bei einer Vielzahl an Tumorerkrankungen eine heilbare Therapie. Die IMAS-Studie zeige, dass eine erhöhte Gesundheitskompetenz vielen potenziellen Patienten zusätzliche Lebensjahre schenken könnte.

Um Menschen zu einer Vorsorgeuntersuchung zu bewegen, wäre laut Paul Eiselsberg von IMAS eine zentrale Möglichkeit, sie mit einer Erinnerung in Form einer SMS oder eines E-Mail für eine solche zu gewinnen: „Für die Bevölkerung ist es wichtig, einen solchen Anker zu haben.“ Zwei Fünftel der jüngeren Befragten äußerte den Wunsch nach einem Einladungsschreiben mit Terminmöglichkeit, ergänzte Fuchs. „Insgesamt gab ein Viertel an, noch nie an einer einzigen Krebsvorsorge teilgenommen zu haben“, führte Fuchs weiter aus - und darauf wolle man aufmerksam machen.