Er ist zwar nur ein Kurzzeit-Jedermann gewesen, aber Michael Maertens, der 2024 von Philipp Hochmair abgelöst wird, wird auch nächstes Jahr bei den Festspielen dabei sein. Am 31. Juli liest Maertens im Landestheater unter dem Titel „Hallo, hier spricht Nawalny“ Briefe des russischen Regimekritikers, eines der prominentesten politischen Gefangenen der Welt. Sehr passend erscheint diesbezüglich auch das Festspielmotto von der „Revolte“. Intendant Markus Hinterhäuser bemüht dazu einen Satz von Albert Camus: „Ich revoltiere, also sind wir.“

Russland wird in Salzburg diesmal in vielerlei Hinsicht zum Thema: Nicht nur Weil Teodor Currentzis, heftig kritisierter Maestro mit russischer Anbindung, wieder Mozarts „Don Giovanni“ dirigieren wird. Zwei der drei neuen Opernproduktionen basieren auf Romanen von Fjodor M. Dostojewski. „Der Idiot“ von Mieczysław Weinberg, inszeniert von Krzystof Warlikowski, dem polnischen Landsmann des Komponisten. Und Sergej Prokofieffs „Der Spieler“, bei dem der Amerikaner Peter Sellers Regie führen wird. Bei beiden Produktionen sitzen die Wiener Philharmoniker im Orchestergraben.

Teodor Currentzis wird wieder „Don Giovanni“ dirigieren.
Teodor Currentzis wird wieder „Don Giovanni“ dirigieren. © APA/BARBARA GINDL

Die Wiener Philharmoniker sind auch bei der dritten neuen szenischen Produktion engagiert. Der Offenbach-Spezialist Marc Minkowski dirigiert „Hoffmanns Erzählungen“, Mariame Clément inszeniert, Benjamin Bernheim, Kathryn Lewak und Christian Van Horn singen. Von Cecilia Bartolis Pfingstfestspielen kommt mit „La Clemenza di Tito“ eine zweite Mozart-Oper zum „Giovanni“ aus dem Jahr 2021, den Regisseur Romeo Castellucci aber neu einstudieren wird.

Die konzertante Oper ist so wichtig wie schon lange nicht, wobei hier der Fokus auf Moderne und Zeitgenössischem liegt. Beat Furrers „Begehren“ (uraufgeführt 2003 im Kulturhauptstadtjahr Graz) und Georg Friedrich Haas‘ „Koma“ (in Österreich 2019 in Klagenfurt erstaufgeführt) sowie Luigi Dallapiccolas „Il Prigioniero“ und Luigi Nonos „Il Canto Sospeso“ stehen auf dem Programm. Christian Thielemann dirigiert Richard Strauss‘ „Capriccio“, Bertrand de Billy „Hamlet“ von Ambroise Thomas.

Nicht nur „Jedermann“

Neben dem bereits bekannten neuen „Jedermann“ mit Philipp Hochmair und Deleila Piasko (Regie: Robert Carsen), hat die neue Schauspielchefin Marina Davydova Stefan Zweigs „Sternstunden der Menschheit“ ins Programm genommen. Einen weiteren Klassiker der deutschsprachigen Literatur präsentiert man mit „Der Zauberberg“ von Thomas Mann, den Krystian Lupa in Szene setzt. Nach längerer Zeit kehrt auch Regisseur Nicolas Stemann zu den Festspielen zurück. Er wird die „Orestie“ nach den Texten von Aischylos, Sophokles und Euripides inszenieren.

Aus dem unüberschaubar dichten Konzertprogramm ragt Arnold Schönberg heraus: Ihm ist ein ausführlicher Schwerpunkt gewidmet. Die Reihen „Kleine Nachmusik“ und „Ouverture Sprituelle“ gibt es ebenso wieder, wie die Reihe der Wiener Philharmoniker.

Das Budget beträgt knapp unter 70 Millionen Euro, 219.849 Karten sind für die Festspiele aufgelegt, Stichtag für alle Kaufkartenbestellungen ist der 22. Jänner 2024. Direktbuchungen über die Website sind ab 22. März 2024 möglich.