„Gabalier: Weihnachten auf der HNO-Ambulanz" erschien nach dem Weihnachtsspecial von Andreas Gabalier auf „kurier.at“. Die Kritik war arg polemisch und sehr zugespitzt und landete nach einer Privatanzeige vor dem Presserat, der den Text für medienethisch unbedenklich hält, wie das Gremium nun bekanntgegebenhat.

Nach Meinung des Autors der kurier.at-Kritk höre sich Gabaliers Performance weniger nach Musik an als nach einem Fall für die HNO-Ambulanz. So singe Gabalier nicht, sondern raunze, schluchze und hauche um die Töne herum „wie ein neugieriges Kind ums Weihnachtspackerl“. Sechs Backgroundsängerinnen seien dazu im Takt geschwankt und hätten dreingeschaut, als ob sie Verstopfung hätten, so der Autor. Nach Meinung des Lesers, der die Sache vor den Presserat brachte, handle es sich beim Beitrag auf der Website um keine sachliche Kritik einer Unterhaltungssendung. Die Aussagen des Autors seien vielmehr grob beleidigend.

Der Senat hält nun zu dieser Beschwerde fest: "Nach unserer Auffassung handelt es sich beim vorliegenden Beitrag um eine Kunstkritik. Kunst- und Kulturkritiken sind Meinungsäußerungen, die auf persönliche Eindrücke der Autorinnen und Autoren zurückgehen. Im Rahmen einer Kunstkritik werden künstlerische Darbietungen subjektiv bewertet. Nach der Entscheidungspraxis des Presserats ist die Meinungsfreiheit bei Kritiken, die von den eigenen Empfindungen und Wertungen der Journalistin oder des Journalisten geprägt sind, weit auszulegen. Im Rahmen einer Kunstkritik darf ein Autor auch solche Meinungen über einen Sänger vertreten, die nicht alle teilen oder die sogar schockieren."

Darüber hinaus hält der Senat fest, dass es sich bei Andreas Gabalier um einen Sänger handele, der über einen hohen Bekanntheitsgrad verfüge und am öffentlichen Leben teilnimmt. Er genieße daher grundsätzlich weniger Persönlichkeitsschutz als eine Privatperson. Zudem sei Gabalier selbst dafür bekannt, bei seinen öffentlichen Auftritten auch polarisierende oder ruppige Formulierungen zu verwenden. Nach Ansicht des Senats spricht auch dieser Aspekt dafür, dass er ein höheres Maß an Toleranz gegenüber einer auch scharfen Kritik aufbringen muss.