Ihr Daheim ist die Straße: grindige Ecken, versoffene Tschecherln und verlassene Hallen. Der neue Wiener „Tatort“ im Obdachlosenmilieu bewirkt Betroffenheit: ohne Plattitüden, Sozialromantik oder Erklärbär-Duktus. Das hatte zuletzt Seltenheitswert beim „Tatort“. Die Autoren Thomas Ch. Eichtinger und Samuel R. Schultschik haben Regisseur Daniel G. Prochaska eine furiose Steilvorlage geliefert: Figuren, die, obwohl sie am unteren Ende der Gesellschaft stehen, ihren Sturschädel, ihre Selbstbestimmtheit und Würde behalten haben. Eine Alleinerzieherin mit Sohn, „Sackerl-Grete“ oder ein Pärchen, das Crystal Meth kocht – sie alle checken mitunter für ein Bett und eine Mahlzeit im „Sozialraum“ ein.

Sie alle eint, dass sie nicht vermisst werden würden. Von niemandem. Das ist die bittere Botschaft von „Unten“. Und trifft auch auf den toten Journalisten, Ex-Informant von Bibi Fellner (Adele Neuhauser), zu, die daran zu knabbern hat, dass sie ihm erst vor Kurzem nicht zugehört hat. Thomas Stipsits ermittelt als patscherter Fredo Schimpf nebst herausragenden Gastrollen (u. a. Jutta Fastian, Michael Pink, Maya Unger, Michael Steinocher) zum letzten Mal und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) leidet an seiner kaputten Heizung. Die soziale Kälte kriecht einem beim Zuschauen auch bei 22,5 Grad Temperatur den Buckel rauf. Gut so.