Die Techniker zogen am Sonntag ein, das restliche Küniglbergteam folgte am Dienstag und seit gestern Abend sind auch die Isolationsbereiche der Landesstudios besetzt. Zwei Wochen dauert die Schicht für insgesamt 180 Personen, danach wird die Quarantäne-Mannschaft abgelöst. Die Maßnahme soll sicherstellen, dass der ORF auch bei steigenden Infektionszahlen informieren kann. Die gestrige „Zeit im Bild“ war die erste aus dem isolierten Studiobereich.

Kameraleute, Maske, Sendeleitung, Chefs vom Dienst, Sendeleitung. 30 Personen sind es am Küniglberg, die vor der Abschottung medizinisch getestet wurden. Ein Team, das es in dieser Größenordnung braucht, um die Versorgungssicherheit aufrecht zu erhalten. Untergebracht sind Armin Wolf, Nadja Bernhard und ihre neuen Mitbewohner in einem geschützten Bereich in mit Betten ausgestatteten Büros im zweiten Stock.

Herr Wrabetz, wie darf man sich das vorstellen: Hatte der ORF für so eine Ausnahmesituation Notfallpläne in der Schublade?

Alexander Wrabetz: Wir haben sehr frühzeitig mit den Maßnahmen begonnen und sie für diese spezielle Krise weiterentwickelt. Es gab natürlich schon einen Pandemieplan, den wir jetzt an diese spezifische Virussituation angepasst haben.

Armin Wolf, der am Dienstagabend einzog, schrieb in seinem Blog mit Augenzwinkern, seine neue Schlafstätte sei mehr Brett als Bett. Haben Sie noch andere Rückmeldungen aus der Selbstisolation erhalten?

Es sind ja schon seit Sonntag die Techniker drinnen. Ich glaube, das hat alles gut funktioniert. Dass das jetzt kein Wohlfühlurlaub ist, ist jedem klar, der da hineingeht. Wir haben es bestmöglich vorbereitet. Es ist aber auch wichtig, das mit einem gewissen Augenzwinkern zu sehen, so wie das Armin Wolf schon gemacht hat.

War es schwierig, die Mitarbeiter zum Einzug in die Quarantäne zu überzeugen?

Über das, was notwendig ist, hat es keine Diskussionen gegeben. Ab dem Moment, an dem ich am Sonntag beschlossen habe, wir machen das, war das klar. Es gab an allen Positionen mehr Freiwillige, als wir brauchten. Das ist von den Mitarbeitern sehr wohl verstanden worden, dass dieser Vorgang in dieser Zeit notwendig ist. Einerseits habe ich es erwartet, zugleich war ich aber positiv überrascht, wie groß die Bereitschaft war, das auf sich zu nehmen. Auch in den Landesstudios.

Wurde Personal als ungeeignet für die Isolation ausgeschlossen?

Natürlich haben wir den Gesundheitstest durchgeführt und haben  einzelne Mitarbeiter, die Erkältungen hatten, von vornherein nicht eingelassen. Wir haben natürlich Rücksicht genommen, dass jene, die Kinder und Familie haben oder die kritische gesundheitliche Vorbelastungen haben, nicht in der Selbstisolation sind.

Wird es eine Form der Sendungsbegleitung dieser Quarantänesituation geben?

Ja, wir werden immer wieder einmal darüber berichten und ich habe die Mitarbeiter ermuntert, darüber zu kommunizieren, wie es Armin Wolf jetzt tut. Aber es wird sicher keine „Taxi Orange“-Sendung geben, wir werden die Privatsphäre der Mitarbeiter bestmöglich respektieren und es ist auch zu ernst, um daraus eine Show zu machen. Wir sollten uns hier nicht selbst in den Mittelpunkt stellen. Wir tun das, weil wir unsere Arbeit gut und sicher machen wollen. Leute, die exponiert im Gesundheitsbereich oder als Verkäuferinnen arbeiten, nehmen viel mehr auf sich.

Die Coronakrise bringt beinahe alle Branchen in große wirtschaftliche Bedrängnis. Ist auch beim ORF Kurzarbeit angedacht?

Das Problem ist, dass es da eine rechtliche Lücke gibt. Weil wir eine öffentliche Stiftung sind, gilt die Kurzarbeitszeitregelung nicht. Da bemühen wir uns noch darum, dass wir da in diese Regelung hineinkommen, weil wir natürlich Bereiche haben, wo das geht. Wir werden ab 1. April Marketingmitarbeiter, die bei einer Tochtergesellschaft angestellt sind und jetzt keine Veranstaltungen machen können, in Kurzarbeit schicken. Also ja: Auch wir stehen vor einer sehr, sehr großen wirtschaftlichen Herausforderung, weil wir sicher ähnliche Probleme haben wie andere Medien. Daher gilt es die Balance zu finden: Einerseits wollen wir in vielen Bereichen noch mehr Leistungen und Tätigkeiten anbieten - allein seit 25. Februar haben wir 135 Sondersendungen für das Fernsehen gesendet. Das lässt sich schwer mit Kurzarbeit verbinden. Aber in anderen Bereichen, da muss man es machen.

Alexander Wrabetz, geboren am 21. März 1960 in Wien. Laufbahn: Jus-Studium, danach u. a. für Sparkassen AG, Voest und Vamed tätig. Ab 1998 Kaufmännischer Direktor im ORF, seit 2007 ORF-Generaldirektor.