"Noch böser, noch besser und noch bizarrer" soll er laut Ankündigung werden, der Kampf der Geschlechter in der ORF-Serie "Vorstadtweiber". Ab März 2016 sind die zehn neuen Episoden zu sehen, die für das Frauengespann und ihr männliches Gegenüber wieder einige Schicksalschläge bereithalten werden. Sei es im ersten Durchlauf um die Frage gegangen "Wer mit wem wann wo und warum", so heiße es diesmal "Who's the father", machte Fernsehdirektorin Kathrin Zechner am Montagabend neugierig auf die Fortsetzung.

Fans dürfen sich im bewährten Kreis der von Gerti Drassl, Maria Köstlinger, Martina Ebm, Nina Proll und Adina Vetter dargestellten Freundinnen gefasst machen auf teils überraschende Schwangerschaften, delikate Probleme im Schlafzimmer oder finanzielle Schieflagen. Ergänzt wird das Ensemble um Hilde Dalik sowie Julia Stemberger, auf männlicher Seite gesellt sich Michael Masula zu Kollegen wie Juergen Maurer, Bernhard Schir und Philipp Hochmair. Die Regie haben sich wie in der ersten Staffel Sabine Derflinger und Harald Sicheritz geteilt, die letzte Klappe fiel am Wochenende. Eine dritte Staffel sei in Planung, "wir wollen uns aber mehr Zeit lassen", so Zechner. "Das ist ein Juwel, das wir pflegen wollen." Dass Autor Uli Bree jüngst gegenüber "News" festhielt, die Serie sollte aus seiner Sicht nach einer dritten Staffel "aus sein", kommentiere die Fernsehdirektorin auf APA-Nachfrage knapp mit: "Dann suchen wir uns einen anderen Autor."

Harald Sicheritz inszenierte fünf Folgen und spricht über den neuen Wind in der Vorstadt.

Harald Sicheritz:
Harald Sicheritz: "Es verdichtet sich jetzt vieles" © APA/HANS PUNZ

Geht man nach den ersten Szenen, die bereits zu sehen waren, scheint sich das Tempo der ersten Staffel nahtlos weiterzuziehen ...

Harald Sicheritz: Absolut. Ich glaube, es verdichtet sich jetzt vieles. Es fällt, wie bei allen zweiten Staffeln glücklicherweise der Fall, die Expositionsarbeit weg. Und zwar insofern, als die Menschen, die so zahlreich zugesehen haben, nun wieder zuschalten, um die Vorstadtweiber wieder zu sehen - nicht um sie zu sehen. Ganz klassisch gibt es ein paar neue Damen und Herren sowie die bewährten Randfiguren, ohne die in der Mitte niemand etwas wert wäre. Nach meinem Dafürhalten haben wir nach der Papierform nichts versemmelt. Es schaut so aus, als würde es genau da wieder ansetzen und weiterführen. Nicht perpetuieren, sondern woanders hinbringen. Zumindest war das unsere Absicht.

Hat Sie der Erfolg der ersten Staffel beflügelt oder schafft das eher eine Verpflichtung gegenüber dem Publikum?

Sicheritz: Mich hat es ausschließlich beflügelt. Immer wenn man bei etwas dabei ist, das ein derartiger Erfolg ist, freut man sich sehr. Das letzte Mal war das bei mir wahrscheinlich bei "Kaisermühlen Blues" und "MA 2412". Das ist auch schon wieder einige Zeit her. Ich kann mit wirklichem Nachdruck und aller gebotenen Ehrlichkeit sagen, dass ich niemals Druck empfinde. Der würde mir gar nicht helfen und sonst auch niemandem. Man kann immer nur versuchen, das, was man selber mitgenommen, weiter zu tun. Mit den Schauspielern war es fein, weil sie eine andere Form der Sicherheit im Umgang haben. Wenn es am Anfang die neugierige Kraft der Unschuld war, ist es jetzt eher die Lust am edlen Bösen. Deswegen war die Stimmung beim Drehen erwartbar gut.

Haben die Neuzugänge im Cast auch neuen Schwung ins etablierte Ensemble gebracht?

Sicheritz: Das wird idealerweise so sein, aber es ist eine ganz simple, dramaturgische Maßnahme, dass man immer wieder neue Elemente rein bringt, an denen sich das Gegebene spiegeln kann. Und es sind nicht über die Maßen viele. Dann gibt es die Figuren am Rand, die immer schon ganz wichtig waren und auch da sind. Wenn man die zehn Folgen der zweiten Staffel gesehen haben wird, weiß man, dass diese neue Figuren mit Fug und Recht da drinnen waren.

Wie haben Sie für sich als Regisseur die Arbeit an der Serie frisch gehalten?

Sicheritz: Die wunderbare Macht von Serien, die in den 2000er-Jahren in der ganzen Welt entdeckt wurde, liegt darin, dass man Charakteren mehr Screentime geben kann und sich dadurch eine irre Wucht entwickelt. Das gibt jenen, die sich das Anschauen, ein Gefühl, diese Leute immer noch besser zu kennen. Das ist unersetzlich, das können ein Kinofilm oder ein Spielfilm im Allgemeinen nie. Deswegen sind Serien zu Recht auch so mächtig. Darum ging es eigentlich bei der zweiten Staffel: Eindrücke und Skizzen, die man hatte, zu vertiefen.

Was könnte Fans der ersten Staffel bei den neuen Episoden überraschen?

Sicheritz: Die zweite Staffel bringt ganz sicher eine Vertiefung der Charaktere. Sie ist ganz stark und richtigerweise charakterorientiert und nicht handlungsorientiert. Es geht einfach darum, diese Menschen noch besser kennenzulernen.

INTERVIEW: CHRISTOPH GRIESSNER/APA