Man kann das durchaus als Rückbesinnung auf zentrale Stärken des österreichischen Films sehen: Das Filmfestival Diagonale in Graz bringt heuer besonders auf dem Gebiet der Dokumentarfilme zahlreiche Uraufführungen. Gezeigt werden von 17. bis 22. März insgesamt 157 Filme, wobei bei den Spielfilmen Österreichpremieren im Vordergrund stehen.

Spezialprogramme gibt es über Nikolaus Geyrhalter und Mia Hansen-Love, weiters wird der verstorbenen Regisseure Florian Flicker und Michael Glawogger gedacht. "Das Besondere am österreichischen Film ist die Vielzahl von individuellen Positionen", meinte Diagonale-Intendantin Barbara Pichler bei der Programmpräsentation am Donnerstag in Graz. Die Wettbewerbsprogramme würden auch heuer wieder im Mittelpunkt stehen, so Pichler.

Diagonale-Intendantin Barbara Pichler:
Diagonale-Intendantin Barbara Pichler: "Vielzahl individueller Positionen" © APA/MARKUS LEODOLTER

Zur Eröffnung am 17. März wird "Superwelt" von Karl Markovics zu sehen sein. Bei den Langspielfilmen gibt es drei Uraufführungen, darunter "Lampedusa" von Peter Schreiner. Der Film zeigt die Begegnung zweier Menschen, wobei Flucht, Jugend, Alter und Tod Themen sind, die in ihren Gesprächen immer wieder kehren.

Neu sind auch "Centaurus" von Wolfgang Rupert Muhr und der Kärntner ORF-Landkrimi "Wenn du wüsstest, wie schön es hier ist" von Andreas Prochaska. Neben österreichischen Erstaufführungen gibt es auch einen umfangreichen Jahresrückblick, der ein Wiedersehen mit Filmen wie "Der Vampir auf der Couch" bringt.

Stark vertreten ist auch in diesem Jahr der Dokumentarfilm. Erstmals bei der Diagonale wird Nathalie Borgers Arbeit "Fang den Haider" zu sehen sein, in dem sie versucht, Menschen zu Aussagen über den verstorbenen Kärntner Landeshauptmann zu bewegen. Der einstige Diagonale-Chef Constantin Wulff porträtiert in "Wie die anderen" im Stil des Direct Cinema die Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie am niederösterreichischen Landesklinikum Tulln. Ebenfalls ihre Uraufführung erleben Eva Hausbergers "Monumenti" über eine Bronzegießerei in Tirana sowie "Unter Blinden", Eva Spreitzhofers Porträt des blinden Bergsteigers Andy Holzer.

Personale: Doku-Filmer Nikolaus Geyrhalter
Personale: Doku-Filmer Nikolaus Geyrhalter © APA

Die diesjährige Personale ist Nikolaus Geyrhalter gewidmet, dessen mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilme wie "Das Jahr nach Dayton" (1997), "Pripyat" (1999), "Unser täglich Brot" (2005) oder "Abendland" (2011) ebenso gezeigt werden wie seine aktuelle Arbeit "Über die Jahre". Die über zehn Jahre entstandene Dokumentation über Arbeiterschicksale feierte ebenso wie Markovics' "Superwelt" zuvor seine Weltpremiere bei der Berlinale im Februar.

Ein Sonderprogramm wird es auch zur jungen französischen Filmemacherin Mia Hansen-Love geben, die in Graz eine Carte Blanche gestalten sowie u.a. ihren neuen Film "Eden" über die Pariser Clubszene der 90er-Jahre persönlich vorstellen wird.Weitere filmhistorische Spezialprogramme widmen sich den Themen "Eigensinn und Geschichte" und "Die vertriebene Avantgarde" sowie dem Filmemacher Alfred Kaiser.

Der 2014 verstorbene Regisseur Michael Glawogger wird im Kurzfilmprogramm gewürdigt
Der 2014 verstorbene Regisseur Michael Glawogger wird im Kurzfilmprogramm gewürdigt © APA/HERBERT NEUBAUER

Gedacht wird auch der beiden im Vorjahr verstorbenen Regisseure Florian Flicker und Michael Glawogger. Flickers "Suzie Washington" mit Birgit Doll wird aus diesem Anlass gezeigt, Glawoggers Arbeiten werden in einem Kurzfilmprogramm gewürdigt. Weiters sind Fragmente seines letzten, unvollendeten Projekts "Untitled. Film ohne Namen" zu sehen.

Der Festivaltrailer wurde von Lukas Marxt gestaltet, der in Kooperation mit dem Kunsthaus auch während des Festivals dort eine seiner Installationen zeigen wird. Der Große Diagonale-Schauspielpreis wird bereits bei der Eröffnung am Dienstag (17.3.) an Tobias Moretti verliehen, die weiteren Preise werden zum Festivalabschluss am Freitag und Samstag vergeben.