"Better Call Saul" erzählt die Vorgeschichte der mit zahllosen Preisen ausgezeichneten Erfolgsserie "Breaking Bad". Im Mittelpunkt der frustrierte, exzentrische Pflichtverteidiger Jimmy McGill, der durch seine zweifelhaften Moralvorstellungen auffällt. Im Laufe der Serie entwickelt sich Jimmy zum abgefeimten Saul Goodman, der die Grenzen des Legalen nur zu gerne überschreitet. Die Stars aus "Breaking Bad", Bryan Cranston und Aaron Paul, werden in der ersten Staffel von "Better Call Saul" nicht zu sehen sein.

Die Rolle von Jimmy bzw. Saul wird vom 52-jährigen Bob Odenkirk verkörpert. Die Erwartungen der großen Fangemeinde an Odenkirk und "Breaking Bad"-Macher Vince Gilligan sind riesig und die ersten Folgen werden zeigen, ob "Better Call Saul" an den Erfolg des Vorläufers anzuschließen vermag. Mit dem Auftakt kann der US-Sender AMC jedenfalls zufrieden sind: Die erste Folge sahen 6,9 Millionen Zuseher - der erfolgreichste Start in der Geschichte des amerikanischen Kabelfernsehens. Auch die Rückmeldungen der Online-Community fallen großteils positiv aus. Die Zutaten für eine weitere Erfolgsserie aus Vince Gilligans Hand sind jedenfalls vorhanden: eine gnadenlos mitreißende Story, ein exzentrischer (Anti-)Held, eine Menge schwarzer Humor und der Reiz des Verbrechens. In Österreich wird die erste Staffel vom Streaming-Dienst Netflix angeboten.

Charismatisch, exzentrisch und betrügerisch: Saul Goodman
Charismatisch, exzentrisch und betrügerisch: Saul Goodman © AP/Coyote

Der US-Sender HBO hatte mit Serien wie "Die Sopranos" oder "Six Feet Under" einst eine Entwicklung im TV ausgelöst, deren Ende noch nicht absehbar ist. Der Dichte an innovativen, aufwendigen und mutigen Serienproduktionen zollt heuer auch erstmals das  Berlinale-Filmfestival Tribut. Dort sind dieser Tage Episoden aus insgesamt acht Fernsehserien zu sehen. Neben "Better Call Saul" werden unter anderem "Blochin" mit dem deutschen Jürgen Vogel, die italienische Serie "1992" und aus Dänemark "Follow the Money", von den Machern der Erfolgsserie "Borgen", vorgestellt.

Regisseur und Produzent Matthew Weiner (
Regisseur und Produzent Matthew Weiner ("Mad Men") sitzt bei der Berlinale in der Jury © APA/KALAENE

Als ein weiteres Zeichen der Wertschätzung für die seit Jahren zunehmende Bedeutung von Fernsehserien kann auch die Berufung von Regisseur und Drehbuchautor Matthew Weiner ("Die Sopranos", "Mad Men") in die Berlinale-Jury gewertet werden. „Die Berlinale ist ein Publikumsfestival und daher der richtige Ort, unseren Besuchern die besten und aufregendsten Serien vorzustellen und ihnen die Gelegenheit zu geben, diese im Rahmen des Festivals zu erleben“, begründet Festivaldirektor Dieter Kosslick den Schritt zur Öffnung des Filmfestivals in Richtung Fernsehserien.

Die Berlinale vollzieht damit einen Spagat, der von einigen Menschen in der Filmindustrie kritisch beäugt werden dürfte. Immerhin binden die innovativen und mutigen Serienprojekte zunehmend die guten Regisseure, Schauspieler und Gelder, womit sie eine ernsthafte Konkurrenz zum Film wurden. Der Siegeszug von TV-Serien hat auch zu einer Verschiebung des Fernsehverhaltens der Zuseher geführt, die sich an starke Charaktere in kurzen Episoden gewöhnt haben. Bestätigt sich der erste positive Eindruck von "Better Call Saul", dann ist es ein neuerlicher Beweis für das qualitative Potential von Fernsehserien, in denen sogar die Nebenfiguren dermaßen komplex und gleichzeitig mit guten Schauspielern besetzt sind, dass sie auch als eigene Geschichte überzeugen können.

Weitere Höhepunkte

"Better Call Saul" ist ein erster Höhepunkt des Serienjahres 2015, das unter anderem die neuen Staffeln der viel gelobten Produktionen "Fargo" und "True Detectice" bringen wird. Große Erwartungen lasten auch auf der dritten Staffel des Netflix-Flaggschiffs "House of Cards". Die Geschichte von Frank und Claire Underwood (Kevin Spacey und Robin Wright) wird ab 27. Februar auf dem Bezahlsender Sky fortgesetzt.