Die Ära, die der Online-Streamingdienst Netflix begründet hat, kann noch gefährlich für das Fernsehen im deutschsprachigen Raum werden. Das prognostiziert zumindest die Forschungsgruppe Prognos in einem "mediareport" zum Thema Fernsehen 2018. "Den etablierten Fernsehstationen droht dabei ein ähnlicher Bedeutungsverlust wie der Musikindustrie", schreiben die Verfasser. 

Die "nicht-lineare" Fernsehnutzung und personalisiertes Programm würden grobe Veränderungen in der TV-Landschaft hervorrufen, zwar nicht unmittelbar, aber im Laufe der nächsten Jahre. Der anfängliche Hype von Netflix ist zwar vorbei, doch der Dienst sei nur eine von vielen neuen Alternativen zum herkömmlichen Fernsehen.
Nach dem Start in Europa im Herbst blieb der Zuwachs an Neukunden jedoch hinter den Erwartungen von Netflix zurück. Angepeilt wurden 2,36 Millionen neue Abos außerhalb der USA, erreicht wurden aber nur zwei. Exakte Zahlen für einzelne Länder in Europa gibt der Konzern nicht bekannt, aber auch in Österreich soll sich Netflix mehr ausgerechnet haben.    

Fehlende Puzzlestücke

Als groben Fehler sehen die Prognos-Forscher die Konzentration auf jeweils unterschiedliche technische, inhaltliche und wirtschaftliche Konzepte an. "Noch spekuliert jeder Akteur auf die eigene Marktdominanz und auf ein überproportional großes Stück vom Kuchen." Auch Netflix sei hier keine Ausnahme und wäre ebenfalls der Gefahr ausgesetzt, sich im massiven und viel zu heterogenen Angebot zu verlieren: "Jedem Einzelanbieter fehlen mehr oder minder viele Puzzlestücke zu einem harmonischen Gesamtangebot. Mediatheken sind lückenhaft, Online-Videotheken sind schlecht sortiert, Videoportale unpopulär", kritisiert die Prognose.

Kooperationen seien deshalb die nötige Reaktion, auf die nicht zu lange gewartet werden dürfe: "Das Beispiel der Musikindustrie hat gezeigt, dass man den richtigen Zeitpunkt verpassen und zu lange am herkömmlichen Geschäftsmodell festhalten kann."