Die Orgel gilt als Königin der Instrumente. In Ossiach hat die Orgelmusik eine liebgewonnene Tradition – nicht zuletzt hat hier der weithin bekannte "Carinthische Sommer" mit Orgelmusik begonnen. Die sphärischen Orgelklänge in der Stiftskirche Ossiach werden nun verstärkt. Die alte Barockorgel und die große Wilhelm-Backhaus-Gedächtnisorgel bekommen eine kleine Schwester.

Die neue – alte – Kleinorgel ist ein Fundstück des Pfarrers Hans Peter Blümel. Er stammt aus Nötsch im Gailtal, das Nachbardorf, Feistritz an der Gail, hatte diese Orgel in der Kirche St. Magdalena stehen. Doch sie war in Vergessenheit geraten. Vermutlich im Krieg wurden die Metallpfeifen ausgebaut und sind seitdem verschollen – die Orgel war nicht mehr funktionsfähig, lediglich der Orgelkasten aus dem 18. Jahrhundert war noch erhalten. Blümel konnte sie der Kirche bereits 1978 abkaufen und schenkte sie nun der Pfarre Ossiach. Die Besonderheit ist das Wappen auf der kleinen Orgel. Stiftsorganist Alois Gaggl erklärt: "Sie trägt das Wappen des ehemaligen Ossiacher Abtes Edmund Iblpacher." Dieser hat mit der Errichtung des  Hochaltars und der großen, barocken Knoller-Orgel aus dem Jahr 1680 die Barockisierung der Stiftskirche eingeleitet. Auch die kleine Orgel dürfte von Orgelbauer Franz Knoller stammen – die Machart der noch erhaltenen Holzpfeifen ließ darauf schließen.

Es ist also die kleine verschollene Schwester der Ossiacher Knoller-Orgel, die nun in monatelanger Arbeit von Tomaz-Mocnik in Cerklje in Slowenien restauriert wurde. Man ist froh, einen vom Bundesdenkmalamt anerkannten Experten im Alpen-Adria-Raum gefunden zu haben. Mit mehr als 32.000 Euro ist die Restauration nicht billig und erforderte wegen der Ausfuhr des Kulturguts einigen Papierkram. Ein Kostenvoranschlag eines steirischen Restaurators machte jedoch die doppelte Summe aus. Unterstützt wurde die Restauration vom Bundesdenkmalamt und dem Land Kärnten. Jeweils 2.000 Euro haben die Pfarre Ossiach mit Dechant Erich Aichholzer und der Pfarrgemeinderat und der Gemischte Chor Ossiach unter Obfrau Gudrun Irk beigetragen.

Dechant Aichholzer mit den neuen Orgelpfeifen
Dechant Aichholzer mit den neuen Orgelpfeifen © KK/Privat

Auch die bereits bestehende Knoller-Orgel muss in Zukunft einer kleinen Frischzellenkur unterzogen werden – sie muss gereinigt und neu gestimmt werden. Zu den großen Konzerten erklang deshalb zuletzt meist die noch größere Wilhelm Backhaus Gedächtnisorgel bzw. Metzler-Orgel.

Der Orgelkasten, wie er noch erhalten war
Der Orgelkasten, wie er noch erhalten war © KK/Blümel

Drei Orgeln in einer Kirche – ist das nicht etwas übertrieben? "Diese Frage bekommen wir tatsächlich gestellt", sagt Gaggl. Doch: "Für die Aufführungen im Altarraum musste immer eine kleine Orgel ausgeliehen werden. Als Begleitinstrument, denn so ist es möglich Kontakt zum Dirigenten zu halten."  Das spare man sich nun. Außerdem ist auch die Carinthische Musikakademie an Gaggel herangetreten, man hat nun eine einzigartige Möglichkeit Orgelkurse anzubieten.

Arnulf Prasch vom ORF Kärnten, Pfarrer Hans Peter Blümel, der Orgelbauer Tomaz Mocnik und Stiftsorganist Alois Gaggl.
Arnulf Prasch vom ORF Kärnten, Pfarrer Hans Peter Blümel, der Orgelbauer Tomaz Mocnik und Stiftsorganist Alois Gaggl. © KK/Privat