Vor Ostern ist Fastenzeit! Die Tendenz zum 40-tägigen Verzicht zwischen Aschermittwoch und Ostern ist aus dem Christentum entstanden. Der Mensch sollte sich in dieser Zeit durch Enthaltsamkeit zum Guten besinnen und sich in Frommheit üben, so der Grundgedanke. Seit jeher wird in der Fastenzeit deshalb auf so einiges verzichtet - Fleisch, Alkohol, Zigaretten und Süßigkeiten zum Beispiel. „Eigentlich zählt es gar nicht, wenn man nur eine Sache weglasst“, wirft Sieglinde Salbrechter allerdings ein: „Denn Fasten bedeutet einen totalen Nahrungsverzicht.“

Salbrechter ist ärztlich geprüfte Gesundheitstrainerin und führt bereits seit mehr als 20 Jahren Fastenwochen durch. Dabei beobachtet die Kraigerin, dass das Interesse am Fasten in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Diesen Eindruck gewinnt auch Veronika Gaugeler-Senitza im Therapiehaus Feldkirchen: „Viele Menschen spüren, dass ihre Körpersysteme durch das viele, andauernde Essen und Sitzen überlastet sind. Sie fühlen sich schlapp und energielos. Durch das Fasten ändert sich das, es bewirkt eine grundlegende Umstellung des Stoffwechsels. Man nennt es in der Wissenschaft ‚metabolic switch‘.“

Positive Auswirkungen

Gaugeler-Senitza begleitet seit 15 Jahren Menschen in Heilfastenwochen. Die Feldkirchnerin sieht die „Nahrungskarenz“ als fixen Bestandteil der Gesundheitsvorsorge. Die Darmflora würde sich dadurch verbessern und die Teilnehmenden finden ein neues Ernährungsbewusstsein. Salbrechter hat weitere individuelle Auswirkungen beobachtet: „Einige Beschwerden wie Migräne, Schuppenflechte oder Rheuma waren nach dem Fasten verschwunden.“

Kräuterexpertin Sieglinde Salbrechter bietet ein Fastenpaket an
Kräuterexpertin Sieglinde Salbrechter bietet ein Fastenpaket an © Wilfried Gebeneter

Üblicherweise wird der Prozess mit einem Infovortrag begonnen. Bevor es losgeht, verzichten die Teilnehmenden in sogenannten Entlastungstagen auf Fleisch und baden zur Entsäuerung in Salzwasser. Dann wird der feste Nahrungsverzehr komplett abgestellt und von flüssigen Lebensmitteln wie Tee, Gemüsesäfte oder Suppen abgelöst.

Kräuterfasten in Kraig

In Kraig kocht Salbrechter für die Fastenden auch eine spezielle Fastensuppe. „Das ist eine Art Kraftsuppe mit Getreide, die ich im Freien mehrere Stunden lang koche“, erklärt die Fastentrainerin. Sie setzt den Schwerpunkt auf sogenanntes Kräuterfasten und bietet zusätzlich Kräuterwickel an.

Im JUFA Gurk werden ayurvedische Behandlungen angeboten
Im JUFA Gurk werden ayurvedische Behandlungen angeboten © KLZ / Karin Riess

Ziel der Fastenwoche sei eine körperliche und seelische Entlastung, quasi das Abwerfen von Ballast. „Man staubt das Haus ab und zu ab, und das sollte man auch mit dem Körper tun“, veranschaulicht Salbrechter die Notwendigkeit. Als Bundesleiterin des Vereins  „Freunde Naturgemäßer Lebensweise“ (FNL) und Obfrau der „FNL Kräuterakademie“ sei es der 58-Jährigen ein Anliegen, die Menschen wieder zurück zur Natur zu führen und volkstümliches Kräuterwissen zu wahren.

Fasten im Urlaub

Den Reset-Button zu drücken und Kraft zu tanken – diesen Aspekt des Fastens machen sich auch Hotels in der Region zu Nutzen. Mit dem Geschäftsmodell „Fastenwochen“ konnte man im Stiftshotel in St. Georgen am Längsee sogar eine neue Zielgruppe im Winter erschließen. „Wir bieten sechstägige Basenfastenwochen an. Dabei können die Gäste die Akkus wieder aufladen“, erklärt Hoteldirektorin Sabine Loy. Sie ist selbst diplomierte Basenfasten- und Vitaltrainerin, weshalb das Stift St. Georgen sogar das Siegel “Zertifiziertes Fastenhotel” trägt.

Sabine Loy hat das Fasten im Stift St. Georgen für Gäste eingeführt
Sabine Loy hat das Fasten im Stift St. Georgen für Gäste eingeführt © Gerd Eggenberger

Die Kosten für eine Basisfastenwoche samt Übernachtung betragen 839 Euro pro Person. Auf dem Programm stehen Yoga-Einheiten, Wandern, Kochworkshops und Gesundheitsvorträge.

Indien als Vorreiter

Auch das JUFA in Gurk setzt auf den Verzicht, um Gäste anzulocken. So bietet das Hotel eine sogenannte „Ayurveda-Fastenkur“ zum Preis von 1.745 Euro pro Person für acht Tage inklusive Vollpension und Behandlungen. Dabei werden laut Website Körper und Geist entgiftet und Selbstheilungskräfte aktiviert.

Die Ayurveda-Lehre stammt übrigens aus Indien und beschäftigt sich damit, wie man ein ausgeglichenes Leben führen kann. Meditation, Massagen, ayurvedische Ernährung und Yoga werden dafür genutzt.