Zu Beginn eine wunderbare Nachricht: Grados Strand gehört 2024 zu den 15 schönsten Stränden Europas. Jedenfalls laut dem Klassement der Webseite „European Best Destinations“. Das freut viele, sorgte aber auch für ein paar verwunderte Kommentare. Die Webseite lobt die Habsburgische Atmosphäre (dort geschrieben „Hapsburg-style“), die vielen Wassersportmöglichkeiten, die große Lagune, die Thermalanwendungen und das Nachtleben (???). Egal, solche Auszeichnungen gehören mitgenommen.

Die Gemeinde hat gerade die Lärmschutzbestimmungen („Regolamenti anti-rumore“) verschärft – schön, dass die Meldung einen Tag vor dem großen Motorradtreffen am 1. Mai mit Enduro-Show und allem Drum und Dran verbreitet wurde. Die vielen hundert Bikes, die auf der einzigen Hauptstraße auf- und abknatterten, sorgten für einen beständigen Brummpegel, als wäre man auf dem Dieselmotor eines Containerschiffs gebettet. So mancher Gradeser fand, dass es dieses Treffen nicht gebraucht hätte. Es ist halt die übliche Diskussion: Wie viele touristische Events muss, soll, kann die kleine Insel verkraften? Dazu gleich mehr.

Großveranstaltungen in Grado?

Die Regelungen zum Lärm sind, wie in der (italienischen) Bürokratie üblich, kompliziert. Ein Beispiel: Beachclubs dürfen nur an 14 Tagen im Jahr die Musik voll aufdrehen, maximal aber nur einmal pro Woche und nur bis 1.30 Uhr nachts.

Pünktlich zum Wahlkampf wird also wieder einmal über das Thema Großveranstaltungen debattiert. Grado schaut nämlich immer ein bisschen neidisch auf das, was in Lignano, Jesolo oder Bibione möglich ist. Sollten auch bei uns große Konzerte etwa von Eros Ramazotti oder Jovanotti veranstaltet werden – die ja alle auch schon da waren? Konzerte von Superstars wären zwar ein Prestigegewinn, sorgen aber auch für Chaos, wie im Juli 2022 in Lignano zu sehen war, als Jovanotti dort seine Sommertour eröffnete: Bei 50.000 Besuchern kam der Verkehr über Stunden zum Stillstand. Und wenn das schon auf der vierspurigen Straße passiert, die nach Lignano führt: Was würde dann erst in den engen Gassen von Grado und der Zufahrt über die Lagune passieren? Ich finde: Niemand muss allen alles bieten.

Jovanotti in Grado

Warum kamen dann überhaupt die Superstars nach Grado? Ganz einfach: Sie spielten in dem kleinen Fußballstadion auf der Isola della Schiusa vor nicht mehr als tausend Gästen das sogenannte „nullte Konzert“ – die Generalprobe vor dem Beginn der eigentlichen Sommertour, auf der Playlists optimiert sowie Ton, Technik und Beleuchtung getestet wurden. Das ist ein charmantes Konzept, mit dem ich mich anfreunden kann.

Eine Jovanotti-Beachparty, bei der der ganze Strand abgesperrt würde und der Zustrom an Gästen kaum zu kontrollieren wäre, dürfte schon aus Sicherheitsgründen undenkbar sein.