So einfach und unbürokratisch kann es manchmal gehen: Der Sand, den das Hochwasser im Herbst am Hauptstrand geraubt hat, wird nun einfach vom alten Strand abgebaggert und am Hauptstrand aufgeschüttet. Denn am Spiaggia Vecchia haben sich in den letzten Jahrzehnten abertausende Kubikmeter angesammelt. Der Strandabschnitt, dem PR-Experten den Namen „Costa Azzurra“ gegeben haben (bloß sagt das keiner – es klingt allzu prätentiös), ist nämlich mächtig gewachsen. Während noch in den 1950er-Jahren ein vielleicht fünf Meter schmaler Sandstreifen zur Verfügung stand, ist der Strand jetzt mehr als hundert Meter breit. Also keine Panik: Sand wird es in Grado immer geben, ganz egal, was die Medien schreiben. Auch wenn manchmal ordentlich umgetopft werden muss.

Apropos Strandvergnügen: Im letzten Sommer ging es allzu frivol in den Gassen Grados zu, es hagelte Beschwerden über halbnackte Gäste, die barfuß und in Badehose oder Bikini durch den Ort flanierten. Ein Mitglied des Gemeinderats reagierte besonders verbittert: Das käme davon, schrieb er auf Facebook, wenn man „in den ärmsten Ländern Europas“ Werbung für unsere Lieblingsinsel machen würde. Das war natürlich ein brutaler Satz. Und Ungarn und Tschechien sind ja nun auch nicht die Armenhäuser des Kontinents. 

Nun wurden dreisprachige Verbotsschilder aufgestellt, in Italienisch, Englisch und Deutsch. Das „Zirkulieren“ im Badeanzug oder mit freiem Oberkörper, heißt es in der deutschen Passage, wird fortan mit 50 Euro Bußgeld bestraft. Richtig so. Ich weiß nur nicht, wer das Wort „zirkulieren“ autorisiert hat (Blut und Schecks zirkulieren, Menschen nicht, und auch das englisch „circulate“ auf dem Schild ist Quatsch, wie mir ein englischer Autor bestätigte), aber egal: Die Nachricht kommt an, denke ich.

© Stefan Maiwald

Hier kommt nun doch noch einer der beliebten Ausflüge in die italienische Bürokratie: Der Riva Dandolo wird endlich repariert. Der letzte Abschnitt der Hafenmole war durch Erosion nämlich so morsch geworden, dass er gesperrt werden musste. Die Arbeiten wurden bereits 2015 als »dringlich« eingestuft – nun, flotte neun Jahre später, könnte es sein, dass es langsam losgeht. Auf 800.000 Euro werden die Ausbesserungen veranschlagt, und 2023 begannen schon erste Maßnahmen, die aber sogleich gestoppt werden mussten. Denn völlig überraschend drang Wasser in die Bohrungen ein, womit man ja bei Arbeiten direkt am Wasser nun wirklich nicht rechnen konnte.

Entschuldigen Sie, falls es in dem letzten Absatz Rechtschreibfehler gab, aber ich musste schon beim Schreiben so heftig den Kopf schütteln, dass ich kaum noch die Tastatur im Auge behalten konnte.