Autofahrer, Radfahrer und andere Verkehrsteilnehmer verlieren am Steuer immer häufiger die Nerven. Experten beobachten mit Sorge, dass die Aggressivität auf den Straßen zunimmt. Von ungeduldigen Hupkonzerten bis zu riskanten Überholmanövern – ist das die neue Normalität auf den Straßen? Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) hat mehr als tausend Personen in Österreich befragt, wo sie derzeit die größten Probleme für die Verkehrssicherheit sehen. Die Antworten sind teilweise überraschend. Angeführt wird die Liste der größten Aufreger-Themen von zu hoher Geschwindigkeit und Rücksichtslosigkeit. An dritter Stelle folgen aber bereits die Radfahrer. Die Mehrheit der Befragten (55 Prozent) sind überhaupt der Meinung, dass die Spannungen zwischen den Verkehrsteilnehmern in den vergangenen Jahren zugenommen haben. 63 Prozent halten den Umgang miteinander für sogar „aggressiv“. Insbesondere Radfahrer werden gerne für Konflikte verantwortlich gemacht. Diese sehen das aber ganz anders.

Platz 1: Raser

Zu hohe Geschwindigkeit wird als das größte Problem für die Verkehrssicherheit angesehen. Die Befragten der Studie hätten laut Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheit im KFV, gutes Gespür bewiesen. „Es ist tatsächlich so, dass nicht angepasste Geschwindigkeit neben Unachtsamkeit Jahr für Jahr an der Spitze der Hauptunfallursachen für tödliche Verkehrsunfälle rangiert.“ 594.274 Geschwindigkeitsübertretungen wurden von der Kärntner Polizei 2023 festgestellt, eine Zunahme von 20.072 gegenüber 2022. Nicht einmal höhere Strafen oder die Androhung einer Beschlagnahme konnten bislang Lenker einbremsen. Robatsch fordert, Geschwindigkeitsübertretungen in das Vormerksystem aufzunehmen.

Trotz hoher Strafen sind Lenker schwer einzubremsen
Trotz hoher Strafen sind Lenker schwer einzubremsen © APA / Barbara Gindl

Platz 2: Rücksichtslosigkeit

Mein Auto, meine Straße, mein Recht: Rücksichtslosigkeit und Egoismus im Straßenverkehr nehmen zu. Laut KFV-Studie sehen immer mehr Bürgerinnen und Bürger dadurch auch die Verkehrssicherheit gefährdet. Was sie am meisten ärgert: Oft wird nicht geblinkt, zu knapp überholt, vor Zebrastreifen nicht angehalten oder an einer Kolonne einfach vorbeigefahren. Auch zu dichtes Auffahren und Drängeln wird als belastend empfunden. Das hohe Aggressionspotenzial bereitet den Verkehrsexperten Sorge, denn aggressive Fahrer haben durch ihre riskante Fahrweise auch ein höheres Unfallrisiko.

Hinter dem Steuer ist der Ärger groß
Hinter dem Steuer ist der Ärger groß © Votava Martin

Platz 3: Radfahrer

Als großes Problem für die Verkehrssicherheit werden laut Studie auch Radfahrer betrachtet. Zu viele Fahrbahnmarkierungen (immer mehr Radstreifen) stressen Autofahrer. Auch der Grünpfeil an vielen Kreuzungen und das (erlaubte) Entgegenkommen von Radfahrern sorgen immer wieder für Verunsicherung. Zudem fallen immer mehr Radfahrer durch Rücksichtslosigkeit auf, sagt Verkehrspolizist Ferdinand Pirmann. Auch KFV-Experte Klaus Robatsch ortet ein erhöhtes Konfliktpotenzial mit Radfahrern. Einer der Gründe: Es gibt zu wenig Radwege und die vorhandenen sind oft zu schmal.

Zwischen Radfahrern und Autolenkern kommt es immer häufiger zu spannungsgeladenen Situationen
Zwischen Radfahrern und Autolenkern kommt es immer häufiger zu spannungsgeladenen Situationen © APA / Barbara Gindl