Ein Hoch brachte Kärnten bisher nicht gekannte Rekord-Temperaturen im April: 30,5 Grad Celsius wurden am Sonntag in Villach gemessen. Durch die kräftige Sonne wurde die Flora früher als sonst aus ihrem Winterschlaf geweckt, alles steht in voller Blüte. Diese Woche könnte es die Pflanzen aber eiskalt erwischen. Der kommende Wetterumschwung bereitet Kärntner Obst- und Weinbauern daher schlaflose Nächte.

„In der Nacht auf Mittwoch kommt mit einer Nordströmung kalte und feuchte Luft nach Kärnten. Die Tiefstwerte werden wohl bei etwa null Grad liegen“, sagt Martin Ortner, Meteorologe der Geosphere Austria. Nur vereinzelt könnten die Werte tiefer sinken, die Gefahr von Frost schätzt Ortner noch gering ein: „Sowohl in der Nacht auf Mittwoch als auch auf Donnerstag wird es dicht bewölkt sein, dann kann es in Bodennähe nicht so stark abkühlen.“ Die Wahrscheinlichkeit für Morgenfrost wird am Freitag am höchsten: „Weil es aufklaren wird und die kalten Luftmassen aus der Höhe herabsinken können“, erklärt Ortner.

Viele Faktoren entscheidend

Siegfried Quendler, Leiter des Obst- und Weinbauzentrums der Landwirtschaftskammer Kärnten: „Alles ist in Blüte. Jedes Minusgrad kostet uns jetzt den Schlaf.“ Ob es zu Schäden kommen wird, sei derzeit schwer einzuschätzen, denn viele Faktoren spielen eine Rolle. „Wie kalt es wird, wie lange es kalt bleibt, die Lage der Pflanzen, die Luftfeuchtigkeit und wie weit sie in ihrem Entwicklungsstadium sind“, erklärt Quendler. Vor allem die Lage sei entscheidend. In Senken halte sich kalte Luft länger, dort besteht besonders hohe Frostgefahr. „Aber die Bauern wissen das natürlich und haben dementsprechend gepflanzt. Nicht umsonst wird Wein an Hängen kultiviert, wo die kalte Luft abfließen kann.“

Siegfried Quendler, Geschäftsführer Kärntner Weinbauverband
Siegfried Quendler, Geschäftsführer Kärntner Weinbauverband © Peter Kivovgrad

Es geht um Zehntelgrade

Gefährdet sind Kirsch-, Marillen-, Zwetschken-, Apfel- und Birnenbäume sowie Weinreben. Oft gehe es um wenige Zehntel Grad, die über Überleben und Absterben der Blüten und damit auch der Früchte entscheiden: „Es hängt davon ab, wie weit der Baum in seiner Entwicklung ist. Je nachdem kann er minus 1 Grad unbeschadet verkraften, bei minus 1,5 Grad aber schon Schaden nehmen“, sagt Quendler. Schützen kann man die Pflanzen am ehesten, indem man sie mit Vlies abdeckt. Die Frostberegnung sei laut Quendler sehr aufwendig und könne auch nach hinten losgehen und Frostkerzen seien für die meisten Bauern viel zu teuer und helfen nur bei Windstille. „Wenn es nicht kälter als minus 1 Grad wird, dann werden wir es wohl mit einem blauen Auge überstehen. Wissen werden wir es aber erst Mitte Mai, ob tatsächlich Frostschäden entstanden sind“, sagt Quendler.