Dass Makaken einem eher promiskuitiven Leben nicht abgeneigt sind, ist ja weitläufig bekannt. Dass die Affen aber nicht nur im anderen Geschlecht ihre Kuschel- und Sexualpartner finden, wurde auf dem Affenberg bei Landskron bisher zwar beobachtet, aber noch nicht erforscht. Bis jetzt. Denn kürzlich wurde die Masterarbeit der Doktorandin Pia Böhm veröffentlicht. Zwischen November 2019 und Februar 2020, also genau in den Monaten der Paarungszeit, beobachtete sie die Japanmakaken des beliebten Kärntner Ausflugsziels. Während dieser Zeit haben die Weibchen auch einen Menstruationszyklus, ähnliche wie beim Menschen, daher eignen sich diese Monate besonders gut für solche Studien.

Fast 50 Prozent der Weibchen

„Zum ersten Mal konnten wir hier zeigen, dass homosexuelles Verhalten sogar häufig auftritt. Fast 50 Prozent der Weibchen führen auch Beziehungen zu anderen Weibchen“, sagt Böhm. „Manche dauern nur wenige Stunden, andere wiederholen sich oder halten mehrere Tage am Stück an.“ Makaken führen generell Kurzzeitbeziehungen, man geht davon aus, dass Weibchen sich mit mehreren Männchen paaren, um die Vaterschaft der Jungtiere zu deren Schutz zu verbergen.

Unter den Affenweibchen wurde auch viel gekuschelt und Fellpflege betrieben
Unter den Affenweibchen wurde auch viel gekuschelt und Fellpflege betrieben © Kk/privat

Warum sich die Weibchen aber trotzdem auch gerne miteinander vergnügen, ist noch nicht zu 100 Prozent geklärt. „Man hat in Japan verschiedene Theorien getestet“, erklärt Böhm. „Es hat wohl weder etwas mit der Rangfolge zu tun noch geht es darum, Allianzen zu schmieden.“ Und sie wollen damit augenscheinlich auch keine Männchen locken. „Werden sie gestört, suchen sie sich einen Rückzugsort und machen dort weiter.“ Es bliebt die Freude an der Sache. „Die Motivation ist wohl: Sex sells“, vermutet die Studienleiterin. Und dabei werden die Weibchen durchaus kreativ, was Stellungen und Positionen betrifft. „Sie sind da flexibler und haben mehr Spielraum.“

Pia Böhm schrieb ihre Masterarbeit über homosexuelle Affenbeziehungen auf dem Affenberg
Pia Böhm schrieb ihre Masterarbeit über homosexuelle Affenbeziehungen auf dem Affenberg © Kk/privat

„Weibchen sind lauter“

Homosexuelle Beziehungen unter Männchen seien sehr viel seltener aufgetreten. „Bei ihnen ist es zwar ein bisschen wie bei Hunden, dass sie aus Dominanzgründen aufeinander aufsteigen, aber klassische Affenbeziehungen unter Männchen haben wir an einer Hand abzählen können.“ Bei diesen bleiben die Tiere länger beieinander sitzen, pflegen sich das Fell, sie schauen aufeinander und es gibt keine Aggressionen.

Böhm schließt auch nicht aus, dass ihr die eine oder andere Beziehung unter Männchen entgangen sein könnte. „Weibchen sind bei der Paarung lauter, sie schreien mehr, Männchen sind da eher versteckter und leiser.“

Weibchen untereinander sind variantenreicher bei Stellungen
Weibchen untereinander sind variantenreicher bei Stellungen © Kk/privat