Der vergangene Freitag dürfte eine historische Marke durchbrochen haben. Als erster Tag seit Messbeginn hat es der 17. November 2023 auf eine Erwärmung von mehr als zwei Grad Celsius gebracht. Nach den vorläufigen Daten des Europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus lag der Tag um exakt 2,07 Grad über den saisonal üblichen Durchschnittstemperaturen der Jahre 1850 bis 1900, die gemeinhin als „vorindustrielles Niveau“ bezeichnet werden. Der darauffolgende Samstag brachte es ebenfalls auf 2,06 Grad Erwärmung. Bereits die Monate Juni bis Oktober sind heuer als die heißesten je aufgezeichneten aufgefallen.

Zwar ist mit den neuen Messwerten das im Jahr 2015 vereinbarte Pariser Klimaabkommen noch nicht gescheitert. Das dort formulierte und von allen Staaten mitgetragene Ziel, die globale Erhitzung auf unter 2 Grad, idealerweise sogar auf 1,5 Grad einzufangen, bezieht sich auf ein mehrjähriges Mittel. Doch auch dieses droht die Weltgemeinschaft nach derzeitigem Stand zu sprengen, wie der am Montag erschienene „Emissions Gap Report“ des UN-Umweltprogramms Unep zeigt.

Im besten Fall 2,5 Grad mehr

Unter Fortschreibung der bisher umgesetzten Klimapolitik steuert die Welt demnach bis zum Ende des Jahrhunderts auf eine durchschnittliche Erwärmung von rund 3 Grad Celsius zu. Es handelt sich dabei um einen geschätzten Mittelwert auf Basis der zu erwartenden Treibhausgasemissionen. Diese würden laut dem Bericht ohne zusätzliche Maßnahmen bis 2030 nur minimal zurückgehen.

Werden dagegen sämtliche von den Staaten unverbindlich und teils nur unter Bedingungen getätigten Klimazusagen bis 2030 eingehalten, erwärmt sich der Planet bis 2100 um rund 2,5 Grad. Die Emissionen würden in diesem Fall bis 2030 um rund neun Prozent fallen. Kommen allerdings nur jene nationalen Zusagen zum Tragen, die bereits fix versprochen sind, steigt die Erwärmung laut dem Bericht wiederum um 2,9 Grad an. In Summe sind das wesentlich bessere Werte als noch vor zehn Jahren, für die Klimaziele reichen sie allerdings nicht aus.

Unep-Chefin Inger Andersen äußerte sich besorgt
Unep-Chefin Inger Andersen äußerte sich besorgt © AFP / Simon Maina

„Wir brechen die falschen Rekorde“

Im Vorjahr sind die globalen Treibhausgasemissionen neuerlich angestiegen und haben mit 57,4 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalent das Vor-Corona-Niveau von 2019 übertroffen. Sie sei deshalb „zutiefst besorgt“, sagt Unep-Chefin Inger Andersen. „Wir brechen die falschen Rekorde, und das immer schneller.“ UN-Generalsekretär António Guterres erwartet angesichts des Berichts von der bevorstehenden UN-Klimakonferenz „dramatische Handlungen“. Was bislang geschehe, sei ein Verrat an den verwundbarsten Mitmenschen.