Die Steigerung war so erwartbar wie unerfreulich: Abermals ist die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre nach oben geklettert und liegt damit so hoch wie noch nie in der gesamten Menschheitsgeschichte. Das zeigt ein aktueller Bericht der Weltwetterorganisation (WMO), der am Mittwoch präsentiert worden ist.

Laut dem Report gab es im Vorjahr Anstiege bei allen wesentlichen, vom Menschen verursachten Treibhausgasen. Beim entscheidendsten davon, dem Kohlendioxid (CO₂), stieg die Konzentration im Jahr 2022 auf 417,9 ppm (Millionstelteile). Das entspricht einer Zunahme um 2,2 ppm, was laut WMO zwar etwas weniger ist als der Anstieg im Jahr davor. Zu tun haben könnte das allerdings mit natürlichen Schwankungen. Insgesamt liegt die CO₂-Konzentration mittlerweile um 50 Prozent höher als in vorindustrieller Zeit, auch bei den Treibhausgasen Methan (CH4) und Lachgas (N2O) zeigt die Erhebung neue Rekordwerte.

Einzigartig seit Millionen von Jahren

Der Zusammenhang ist für die Forscher klar: Die Treibhausgase sammeln sich in der Lufthülle an, weil sie vor allem durch das Verbrennen fossiler Rohstoffe und Entwaldungen in wachsendem Ausmaß ausgestoßen werden. Und je mehr von den Gasen in der Atmosphäre ist, desto stärker erwärmt sich der Planet. „Was wir aktuell an Konzentrationen messen, ist nicht eine direkte Folge dessen, wie viel wir gerade ausgestoßen haben, sondern die Folge einer langen Entwicklung“, erläutert Oksana Tarasova, wissenschaftliche Leiterin des WMO-Berichts.

Eine ähnlich hohe CO₂-Konzentration wie heute habe es zuletzt vor drei bis fünf Millionen Jahren gegeben – also lange bevor es Menschen gab, sagte WMO-Chef Petteri Taalas am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Damals lag der Meeresspiegel um zehn bis 20 Meter über heutigem Niveau. „Trotz jahrzehntelanger Warnungen der Wissenschaftsgemeinde, trotz Tausender Berichtsseiten und Dutzender Klimakonferenzen bewegen wir uns immer noch in die falsche Richtung“, so Taalas. Der bislang beschrittene Weg werde noch mehr Extremwetter wie Hitze, Regenfälle und Eisschmelze bringen.

Staaten sind nicht auf Kurs

Bislang sieht es allerdings nicht so aus, als würde die Welt bei den Treibhausgasemissionen für eine ausreichende Wende sorgen. Zwar hat sich der Anstieg des globalen Ausstoßes in den vergangenen Jahren abgeflacht, doch die bei der UNO eingereichten Klimaschutzpläne der Staaten reichen nicht aus, um die Welt auf Kurs für die Pariser Klimaziele zu bringen, heißt es in einem aktuellen UN-Bericht. Werden alle bislang abgegebenen Versprechungen bis 2030 eingehalten, beginnen die Emissionen demnach zwar leicht zu sinken, würden zum Ende des Jahrzehnts allerdings nur zwei Prozent unter den Werten von 2019 liegen. Laut den Berechnungen des Weltklimarats (IPCC) müsste der Rückgang bis dahin allerdings bei 43 Prozent liegen, um das 1,5-Grad-Ziel noch schaffen zu können.