Der Weg in das "Objekt 6", wie der Bunker in der Wiener Stiftskaserne genannt wird, führt durch streng bewachte, schwere Stahltüren. Wer hier hinein will, muss sein Handy in einem der Schließfächer lassen. "Die würden drin eh nicht funktionieren", sagt ein Uniformierter, der durch das Gebäude führt. An diesem Vormittag öffnen sich die schweren Türen auch für Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), die dem Bunker einen Besuch abstattet. Im Ernstfall muss sie sich in einem der karg eingerichteten Zimmer im Flakturm einquartieren. Und mit ihr die restliche Regierung, hohe Beamte sowie Militär und Vertreter systemerhaltender Medien.

Im Bunker des Flakturms, der im Zweiten Weltkrieg erbaut worden war, befindet sich die Schaltzentrale der Republik, wenn sich diese in Gefahr befindet. Neben einem weiteren Bunker in St. Johann im Pongau stehen hier sicherere Räume, ein langlebiges Notstromaggregat und sichere Verbindungen zur Verfügung. Bis zu 400 Personen können in dem 45 Meter hohen Turm und seinen zehn Stockwerken mindestens vier Tage lang versorgt werden. Der Bunker ist zudem über Notausgänge der U-Bahn unterirdisch begehbar, wenn die Regierung dorthin evakuiert werden sollte.

Tanner bei ihrem Besuch im Bunker
Tanner bei ihrem Besuch im Bunker © (c) Heinschink HBF

120 Betten, 280 Arbeitsplätze

Anlässe dafür wären Notfälle wie atomare Strahlung, Angriffe oder ein großflächiger Stromausfall (Black Out). Letzteres sei laut Bundesheer nach aktuellen Einschätzungen am realistischsten. Für Strom, Wasser und Belüftung könne stets gesorgt werden, Strom liefern zwei 400 Liter Diesel Generatoren. In der Corona-Krise wurden die Vorbereitungen auf eine Krise zuletzt verstärkt. 120 Betten sind stets verfügbar, an 280 Arbeitsplätzen kann gearbeitet werden.

Auch in Nicht-Notfall-Zeiten wird hier Dienst versehen, 46 Personen (42 Männer und 4 Frauen) arbeiten im Turm. Ein großer Teil des Cyberzentrums des Bundesheeres ist in den fensterlosen, gekühlten Räumen untergebracht. Hier werden Cyberangriffe erkannt und abgewehrt sowie Codes und Signale analysiert. Zudem sind hochsensible Militärdaten in den gesicherten Server-Räumen gespeichert.

Verteidigungsministerin Tanner zeigt sich bei ihrem Besuch beeindruckt, als sie durch den Bunker geführt wird. "Aber hoffentlich werden wir die Regierung hier nicht so schnell einquartieren müssen", erklärt ein Verantwortlicher.