Wegen sexuellen Missbrauchs und Mordes an mindestens 15 Ureinwohnerinnen während des Bürgerkriegs in Guatemala sind zwei frühere Soldaten zu 120 und 240 Jahren Haft verurteilt worden. Ein Gericht in Guatemala-Stadt befand die Angeklagten am Freitag für schuldig, "Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Mord und Verschleppung" begangen zu haben.

Sie hatten demnach Maya-Frauen als Sexsklavinnen missbraucht. Richterin Yassmin Barrios verurteilte den ehemaligen Oberst Estelmeer Reyes zu 30 Jahren Haft für Sklaverei und zu 90 Jahren Haft wegen Mordes. Der 59-Jährige wurde schuldig gesprochen, von 1982 bis 1983 eine Maya-Frau und ihre beiden Töchter als Sklaven gefangen gehalten und getötet zu haben. Damals hatte Reyes das Kommando über einen Außenposten des Militärs im Nordosten Guatemalas.

Die Staatsanwaltschaft hatte Reyes vorgeworfen, Soldaten unter seinem Kommando erlaubt zu haben, "sexuelle Gewalt und unmenschliche, grausame und degradierende Handlungen" gegen Maya-Frauen auszuüben. Sein 74-jähriger Mitangeklagter Heriberto Valdez wurde wegen Sklaverei zu 30 Jahren Gefängnis und wegen der Verschleppung von mindestens sieben Menschen zu 210 Jahren Haft verurteilt.

"Historischer Prozess"

Während des Prozesses hatten Ureinwohnerinnen mit verborgenen Gesichtern ihre schrecklichen Erfahrungen als Sexsklavinnen geschildert. Ureinwohner-Aktivisten bezeichneten den Prozess als "historisch". Rund 500 Aktivisten, die am Freitag die Urteilsverkündung verfolgten, applaudierten, sangen und riefen den Verurteilten Parolen zu.

Während des 36 Jahre dauernden Bürgerkriegs in Guatemala (1960 bis 1996) wurden nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 200.000 Menschen getötet oder als vermisst gemeldet. Laut UNO lag die Hauptverantwortung für die Gewalt bei den Regierungstruppen. Die Hauptleidtragenden des Konflikts waren die indigenen Völker, die mehr als 40 Prozent der 16 Millionen Einwohner des mittelamerikanischen Landes ausmachen.