Aus Neuseeland und Australien landeten am Sonntag erste Frachtmaschinen mit Hilfsgütern auf Vanuatus Hauptinsel Efate. Zwei weitere Flüge waren für Montag geplant. 48 Stunden nach dem Durchzug des Zyklons war das Ausmaß der Katastrophe nicht annähernd abzusehen. "Unsere Hoffnung auf eine blühende Zukunft ist zerstört", sagte Vanuatus Präsident Baldwin Lonsdale um Fassung ringend vor den Delegierten einer UN-Konferenz zur Katastrophenvorsorge in Japan.

"Vanuatu hat ein Desaster dieses Ausmaßes in seiner jüngeren Geschichte noch nicht erlebt", sagte Sune Gudnitz, Chef des Pazifikbüros der UN-Nothilfekoordination (OCHA). Nach Angaben des Präsidenten des Landes sind viele Schulen und Kliniken zerstört. Die Behörden Vanuatus sprachen zunächst von acht Toten in der Hauptstadt Port Vila auf Efate, wie Chloe Morrison vom Hilfswerk World Vision berichtete. Doch die Hilfsorganisationen rechnen mit sehr viel höheren Opferzahlen. Sie konnten bis Sonntag nur Teile der Hauptinsel in Augenschein nehmen, die meisten der 80 anderen Inseln mit mehr als 180.000 Einwohnern waren von der Außenwelt abgeschnitten. Der Zyklon dürfte viele mit voller Wucht getroffen haben.

Kontakte abgebrochen

Man habe bisher zu 13 von 80 Mitarbeitern Verbindung herstellen können, teilte World Vision mit. Der Kontakt zwischen der Hauptstadt und den entlegenen Inseln, die zum Teil direkt im Auge des Sturms gelegen hätten, sei nicht möglich. "Wir haben gehört, dass ganze Dörfer weggeblasen wurden", sagte Morrison. "Der Wind war so stark, dass nur noch eine Trümmerlandschaft übrig geblieben ist."

Zyklon "Pam", einer mächtigsten Zyklone aller Zeiten, war in der Nacht auf Samstag über den Südpazifik gefegt. Der Wind wirbelte mit Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 300 Kilometern in der Stunde und riss alles mit. Auch Nachbarstaaten Vanuatus meldeten schwere Schäden, darunter Neukaledonien und die Salomonen-Inseln. In Tuvalu seien 45 Prozent der 10.000 Einwohner schwer getroffen, sagte Regierungschef Enele Sopoaga im neuseeländischen Rundfunk. "Wir machen uns Sorgen, ob Nahrung, Trinkwasser und Arzneimittel reichen." Am Sonntag nahm der Zyklon Kurs auf Neuseeland. Der Wetterdienst warnte vor Sturmfluten.

In der Hauptstadt Vanuatus, Port Vila, seien 90 Prozent der Häuser beschädigt, schätzten Vertreter von Hilfsorganisationen. Etwa 20 Prozent seien zerstört. Entwurzelte Bäume und umgeknickte Strommasten versperrten die Straßen. Mehrere tausend Menschen seien in Notunterkünften. In der Stadt mit 44.000 Menschen gab es keinen Strom, kaum Handyverbindungen, die Trinkwasserversorgung fiel zeitweise aus. Felder und Ernten waren zerstört.

Klimachaos nicht ignorieren

Vor dem Hintergrund der Zerstörungen in Vanuatu verlangen die Vereinten Nationen größere Investitionen in die Katastrophenvorsorge. "Es ist nicht länger möglich, das Klimachaos zu ignorieren", warnte die französische Entwicklungsministerin Annick Girardin am Sonntag bei der am Vortag begonnenen UN-Weltkonferenz zu Naturkatastrophen in Japan.

"Der Klimawandel intensiviert die Risiken für Hunderte Millionen von Menschen", sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zum Auftakt der fünftägigen Konferenz in Sendai. Girardin ergänzte, die Situation werde sich noch verschlimmern, sollte sich die internationale Gemeinschaft beim Weltklimagipfel Ende des Jahres in Paris nicht auf ein Nachfolgeregime für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll zur Reduzierung der Treibhausgase einigen.

Gastgeber Japan kündigte an, über die nächsten vier Jahre hinweg vier Milliarden Dollar (3,8 Milliarden Euro) für das globale Krisenmanagement bereitstellen zu wollen. Ziel der Konferenz ist ein neues UN-Rahmenwerk zur Risikoreduzierung von Naturkatastrophen mit einer Laufzeit von 15 Jahren. Ein derzeitiger Aktionsplan namens Hyogo Framework for Action läuft in diesem Jahr aus.