Einer der stärksten in der Region je gemessenen Zyklone ist über den pazifischen Inselstaat Vanuatu gefegt und hat dort verheerende Zerstörungen angerichtet. Fachleute warnen seit langem davor, dass der Klimawandel derartige Katastrophen befördert. Tatsächlich gehören Vanuatu und vergleichbare Staaten wie Fidschi, Kiribati oder Tuvalu zu den am meisten gefährdeten Gebieten überhaupt.

Warum sind ausgerechnet die Pazifiklinseln so bedroht?

Aufgrund ihrer geografischen Lage und ihrer natürlichen Topografie liegen sie gewissermaßen mitten im Fadenkreuz des Klimawandels. Zum einen handelt es sich in der Regel um flache Atolle, die vielfach nur wenige Meter über die Wasseroberfläche ragen. Zum anderen liegen sie in einer Zugbahn tropischer Stürme und Wirbelstürme.

Das bedeutet, dass ausgerechnet bei ihnen zwei der Hauptfolgen des Klimawandels auf unheilvolle Weise zusammentreffen. Denn dieser lässt nach Einschätzung von Experten sowohl den Meeresspiegel steigen als womöglich auch das Risiko für besonders starke Wirbelstürme wachsen, die ihrerseits immer mit gewaltigen Sturmfluten einhergehen.

Zeigte sich das bereits jetzt auf Vanuatu?

Einzelne Katastrophen dem Klimawandel zuzuschreiben, ist problematisch. Experten sind sich aber sicher, dass der über Vanuatu tobende Zyklon "Pam" genau jene Gefahren verdeutlicht, die drohen. "Im globalen Durchschnitt sind die Meeresspiegel seit dem späten 19. Jahrhundert um 20 Zentimeter gestiegen", erklärte der deutsche Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. "Das macht die Auswirkungen von Sturmfluten an den Küsten schlimmer."

Tropische Wirbelstürme wiederum bezögen ihre Energie aus dem warmen Oberflächenwasser tropischer Ozeane, ergänzte der Experte. Die Messungen hätten gezeigt, dass sich der mit weit mehr als 300 Stundenkilometern außergewöhnlich heftige Sturm "Pam" auf seinem Weg über Meeresregionen bewegt habe, die ein Grad Celsius wärmer gewesen seien als im langjährigen Schnitt, was ihn verstärkt haben dürfte. Mit Blick auf das Zusammenspiel von Zyklonen und Klimawandel gebe es aber noch Unsicherheiten, sagte Rahmstorf.

Was steht den Menschen im Pazifik noch bevor?

Die Prognosen sind in der Tat düster. Der Weltklimarat IPCC geht inzwischen davon aus, dass der Meerespiegel je nach Ausmaß der Erderwärmung in den kommenden Dekaden um zusätzliche 26 bis 82 Zentimeter steigt, was Vanuatu und seinen Nachbarn weiter zusetzen dürfte. Andere Experten befürchten noch weit höhere Werte. Mit anderen bedrohten Inselstaaten haben sie sich in der Allianz der kleinen Inselstaaten (Alliance of Small Island States, Aosis) zusammengeschlossen, um Industrie- und Schwellenländer bei den globalen Klimaverhandlungen zu Fortschritten zu drängen.

Die Bedrohung für sie ist dabei insgesamt komplexer als die durch gelegentlich auftretende Zyklone. Auch ohne katastrophalen Unwetter lässt der Meeresspiegelanstieg viele der zumeist sehr kleinen und bitterarmen Inseln bereits unbewohnbar werden, weil eindringendes Seewasser die Böden und Trinkwasser versalzt. All das trifft die größtenteils rein landwirtschaftlich geprägten lokalen Gemeinschaften nach Einschätzung der UNO voraussichtlich extrem hart und könnte früher oder später dazu führen, dass rund zehn Millionen Menschen ihre Existenzgrundlage verlieren.