Im Internet herrscht Krieg: So martialisch beschreibt Alexander Windbichler, Chef der der 2006 in Klagenfurt gegründeten Cloud-Service-Firma Anexia den Dauerbeschuss auf Datenserver. Die größte Cyber-Attacke, die bis dato in Österreich stattfand, konnte Anexia unbemerkt von der Öffentlichkeit letzte Woche abwehren. Die österreichischen Server von Anexia, die weltweit über 85 Rechenzentren verfügt, wurden am Donnerstag von einer Daten-Lawine im Ausmaß von 700 Gigabit pro Sekunde angegriffen. Das Ziel der Hacker: Die Dienste eines Kunden – einen (nicht näher genannten) „internationalen Service-Provider“ – lahmzulegen.

Den „riesige Datenbomben-Angriff“ (Windbichler) sei zehnmal so groß wie jener auf A1 2016 gewesen. Bei dem bislang größten Angriff auf österreichische Server wurde versucht, die Telekom in die Knie zu zwingen und 100.000 Bitcoins zu erpressen. Diesmal kam es gar nicht so weit: Das Cyberdefense-Team habe laut Anexia-Angaben in nur 13 Minuten den Angriff erkannt und die Abwehr gestartet. Ein „um Millionen Euro“ installiertes System nutzt Künstliche Intelligenz, um automatisierte Angriffsmuster von regulären Zugriffen auszufiltern.

Losgetreten wurde die Datenlawine von infizierten Servern aus mehreren Staaten wie China, Russland, Italien, aber auch Österreich. „Cyber-Angriffe nehmen derzeit stark zu”, sagt Windbichler und verweist auf eine Attacke gegen Github. Der Entwickler-Webdienst wurde kürzlich mit 1,35 Terrabit pro Sekunde – der doppelten Datenmenge – attackiert. 5000 Attacken pro Stunde müssen die Anexia-Server, auf denen die Webdatendienste von 10.000 Kunden wie Lufthansa, Netflix, BMW, Renault Nissan, Airbnb und Rewe ganz oder teilweise laufen, standhalten. Immer öfter immer versuchen Hacker in die Datennetzwerke einzudringen und dort Daten von Unternehmen zu stehlen.

Das Ziel solcher Angriffe sei immer, Webseiten und Online-Services zum Stillstand zu bringen. "Für die Betreiber von betroffenen Webseiten können dann schnell Schäden in Millionenhöhe entstehen. Jede Minute, die ein großer Online-Shop offline ist, kostet Geld",warnt Windbichler, dessen Anexia erst mit Ende letzten Jahres 3000 Kilometer  Glasfaserleitungen (Backbone Europa) quer durch Europa verlegen ließ. Die Infrastruktur war bei der Abwehr des großen Cyber-Angriffs hilfreich.

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