Vytautas "Vytas" Ziura hat unzählige Handballer ins Tal des Jammers geschickt. Er ist gnadenlos - zum Gegner und zu sich selbst noch ein wenig mehr. Kaputte Sprunggelenke und Knie, gebrochene Finger und Arme, selbst einen Bandscheibenvorfall hat der gebürtige Litauer "ausgefasst". Er ist in Österreichs Verteidigung der Mann für die "Sonderbehandlungen" großer Stars. "Handball ist mein Job. Und den mache ich gut", sagt er trocken. "Bei jedem Spieler kann man einen Weg finden, ihn aufzuhalten." Dass er heute im Spiel gegen Dänemark sieben Mann auf dem Feld und rund 14.000 Fans auf den Rängen aufhalten müsste, juckt ihn nicht. "Das ist mir vollkommen egal. Ich schaue nicht auf die Tribüne."

Neue Heimat

Ziura wirkt genauso hart wie sein Spiel und sein kräftiger Händedruck lässt erahnen, welche blauen Flecken seine Pranken auf den Körpern der Gegner hinterlassen. "Es ist immer ein gutes Gefühl zu wissen, dass er da ist", sagt Teamchef Patrekur Jóhannesson, "manchmal ist er ein wenig zu aggressiv. Das liegt aber nicht an ihm, er will Fehler der Kollegen ausbessern." Aber Ziura ist auch in der Offensive wichtig. Vor allem, wenn Viktor Szilágyi eine Pause braucht. 2003 kam Ziura nach Österreich, zwei Jahre später bekam er den Reisepass. "Österreich ist jetzt meine Heimat und ich will hierbleiben", sagt Ziura, der mit Gorica Acimovic (Hypo NÖ) verheiratet ist.

So kompromisslos er im Handballdress ist, so ruhig ist er in Zivil. Er hält Damen die Türe auf, trägt ihnen die Koffer und entschuldigt sich, wenn ihm ein falsches Wort herausrutscht. Welche "Nettigkeiten" er den Gegnern an den Kopf wirft, wenn er mit ihnen Nasenspitze an Nasenspitze steht, will er nicht verraten. Ziura legt Wert auf gute Manieren, die er bei jungen Kollegen gelegentlich vermisst. Beibringen will er sie ihnen aber nicht. "Das ist nicht meine Aufgabe, das müssen schon die Eltern erledigen", sagt Ziura.

Kein Ende

Seit 2003 spielt ?i?ra mit einer kurzen Unterbrechung in Margareten. 2009/10 war er in Viborg, das rund 50 Kilometer vom heutigen Spielort Herning entfernt ist, unter Vertrag. Ans Aufhören denkt er noch nicht. "Einem Rennpferd gibt man den Gnadenschuss, wenn gar nichts mehr geht. Aber ich laufe noch", sagt er mit einem Lachen. Ein paar Spieler des dänischen Starensembles werden heute von Ziura einiges zu spüren - und wohl auch zu hören bekommen.