Was das ZDF am Freitag der Kleinen Zeitung noch nicht bestätigen wollte, verrät nun Produzent Wolfgang Rademann im Interview: Nach der Finanzpleite der MS "Deutschland" wird die beliebte TV-Reihe "Traumschiff" künftig auf der "Amadea", die zum deutschen Reiseunternehmen "Phoenix Reisen" gehört, gedreht.

Herr Rademann, was wird aus dem "alten" Schiff, der MS "Deutschland"?

WOLFGANG RADEMANN: Die war ja, nach der "Vistafjord", der MS "Astor" und der MS "Berlin", schon Nummer vier. Wie ich höre, meldet sich jeden Tag ein neuer Kaufinteressent. Genaues aber weiß nur der Insolvenzverwalter. Natürlich schlich sich ein bisschen Wehmut ein, am Neujahrstag noch einmal dieses schöne Schiff auf den Bildschirmen zu sehen und zu wissen, dass es unsere letzte Fahrt war. Doch wie wir wissen: The show must go on.

Was gibt es über die "Amadea" zu sagen?

RADEMANN: Sie fasst 600 Passagiere, also 150 mehr als die MS "Deutschland". In dieser Preisklasse gab es drei Schiffe, die sich beworben haben. Kurz vor Weihnachten war ich noch in Barcelona und schaute mir ein italienisches an. Da hätten 2000 Menschen Platz gefunden, doch ich sagte Nein – das ist wie eine Kleinstadt! Man muss sich auch bewegen können. Die „Amadea“ wurde vor 30 Jahren in Japan gebaut, und die Einrichtung entspricht noch alter Architektur. Wir müssen schauen, wie wir das Ganze für unsere Filme aufmotzen. Also: so weit, so gut. Die Kuh wäre vom Eis!

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Die "Amadea" ist ab heuer das neue "Traumschiff" © Phoenix Reisen

Gibt es auch Probleme?

RADEMANN: Doch. Durch die unerwartet veränderten Termine habe ich auf einmal keine Schauspieler, und zu den Feiertagen waren ja die Agenturen geschlossen. Jetzt wird’s ganz knapp, denn jene, die wir auswählen, müssen ja bald fliegen. Dringend brauche ich etwa noch einen Opa, der auf einer der beiden Cook-Inseln Bürgermeister ist und sich sorgt, dass die Inseln eines Tages absaufen werden, wie es ja auch den Malediven prophezeit wird. In Deutschland finde ich keinen Schauspieler mit dem passenden Aussehen. Vielleicht haben wir in Neuseeland Glück.

Gibt es noch andere Schauplätze?

RADEMANN: Wir fahren die ganze Südsee runter, über Neuseeland und Tahiti bis Peru.

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Die "Traumschiff"-Crew wechselt heuer das Schiff © ORF

Sie sind kürzlich 80 geworden und haben in der Berliner "Bar jeder Vernunft" mit 200 Gästen groß gefeiert. Wie war die Party?

RADEMANN: Erst wollte ich ja nicht, weil mein Fest zum 75. Geburtstag nicht zu toppen war. Doch dann habe ich überlegt, dass ich den 85er oder den 90er vielleicht nicht mehr schaffe. Und selbst wenn – vielleicht schaffen es andere nicht mehr. Sind eh schon so viele tot. Also ließ ich es noch einmal krachen. Reden und Geschenke wollte ich nicht, und so kam mir die Idee: Ich lass' mich verarschen. Einer der Wünsche: Harald Schmidt sollte auch dabei sein. Den bat ich: "Du musst mich richtig verkohlen!" Mir zuliebe machte er es. Charles Lewinsky schrieb das Programm, Jürgen Wölffer führte Rgie. Michael Gwisdek spielte Rademann – also mich – in Person eines Theaterdirektors, Jochen Busse trat als Shakespeare auf, der mir ein Stück verkaufen möchte. Ich putze ihn gleich wegen seines Namens zusammen: "Wie heißen Sie? Shakespeare? Unfug. Damit können Sie heute nichts verkaufen. Sie müssen einen skandinavischen Namen haben!" Und so weiter, verarscht wurde ich auch, weil ich so dämlich im Umgang mit der Technik bin. Mitten hinein platzte jedoch die Nachricht von der Insolvenz der MS Deutschland. Diese Nachricht hat mir das Fest zum Teil ganz schön versaut.

Sie wurden 80, Udo Jürgens auch. Aber der ist nicht mehr unter uns. . .

RADEMANN: Ein schwerer Schock. Kurz vorher war er noch zum Durchchecken beim Arzt, alles war o. k., und dann ist er genau dort umgekippt, wo ich bei der Kubi (Anmerkung: Rademanns Lebensgefährtin Ruth Maria Kubitschek) zu Besuch war, nämlich auf der Schweizer Seite des Bodensees.

Gehen auch Sie regelmäßig zum Check?

RADEMANN: Sogar zwei Mal pro Jahr. Aber Udos Tod war ein weiteres Argument für mein großes Geburtstagsfest. Es werden wirklich immer weniger ...

INTERVIEW: LUIGI HEINRICH