Keine Überraschung gibt es diesmal in Prag nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl. In der Stichwahl in zwei Wochen treten jene zwei Bewerber gegeneinander an, von denen es erwartet wurde: der amtierende, mit Vorliebe provozierende Staatschef Milos Zeman und der vornehme, bedachtsame und konfliktfreie frühere Chef der Wissenschaftsakademie Jiri Drahos, ein "Anti-Zeman".

Der Wunsch nach einer Veränderung auf der Prager Burg ist groß. Vor allem wegen des Umgangs mit den Vollmachten des Staatsoberhauptes seitens Zemans und seiner häufigen kontroversen Auftritte und Aussagen, die nicht selten auch negative Aufmerksamkeit im Ausland auslösen. Die meisten Bewerber, die nicht in die Stichwahl kommen, haben schon zur Abwahl Zemans aufgerufen, genauso wie mehrere Parteien etwa die konservative Demokratische Bürgerpartei (ODS) oder die Christdemokraten (KDU-CSL). Demgegenüber stellten die Kommunisten (KSCM) und die rechtspopulistische Partei "Freiheit und direkte Demokratie" (SPD) von Tomio Okamura erneut ihre Unterstützung für Zeman in Aussicht.

Obwohl sich Zeman freut, dass er in der ersten Runde fast 40 Prozent der Stimmen erhalten hat, während es vor fünf Jahren nur 24 Prozent gewesen waren, wird er es in der Stichwahl kaum einfacher haben. Vor allem, wenn die Wähler der erfolglosen Bewerber der ersten Runde den Aufforderungen ihrer Favoriten Gehör schenken.

Außerdem präsentiert sich Drahos gezielt als Kontrast zu Zeman, vor allem was das Auftreten in der Öffentlichkeit angeht. Auch ist Drahos mit keiner Partei verbunden. Damit unterscheidet er sich von Zemans Rivalen bei der Wahl 2013, Karel Schwarzenberg, der Außenminister in der damals von mehreren Affären erschütterten Regierung des konservativen Premiers Mirek Topolanek (ODS) war. So kann Drahos glaubwürdiger als überparteiliche und unabhängige Persönlichkeit auftreten, was man von diesem Amt allgemein erwartet.

Zeman ist sich offensichtlich der Qualitäten von Drahos bewusst. Deswegen hat sich Zeman entschlossen, seine wohl kräftigste Waffe einzusetzen: sein rhetorisches Können und seine Redefertigkeit. Im Wahlkampf vor der ersten Runde ignorierte er demonstrativ jegliche TV-Debatte mit anderen Kandidaten, womit er seine Behauptung untermalte, dass er "keinen Wahlkampf" führe. Zeman war sich der Teilnahme in der Stichwahl offenbar so sicher, dass er die erste Runde eher als eine Übung betrachtete. Jetzt wolle er doch zu TV-Duellen mit Drahos antreten; nicht nur einem, wie Zeman sagte.

Der Politologe Ladislav Mrklas vom Prager privaten CEVRO-Institut rechnet in den kommenden zwei Wochen mit einem sehr offenen und harten Wahlkampf, den Tschechien "noch nicht erlebt" habe. "Zeman weiß sehr gut, dass es um alles geht, während Drahos eine Chance spürt", meinte er.