Der Milch-Erzeugerpreis für die heimischen Bauern ist innerhalb eines Jahres um 25 Prozent eingebrochen. Die Liberalisierung des EU-Milchmarktes seit April macht die Situation nicht leichter. Die Molkereien fordern nun von Agrarminister Andrä Rupprechter (ÖVP) sich auf EU-Ebene für eine Anpassung des Interventionspreises und eine Abschaffung der letztmaligen Überproduktions-Strafen einzusetzen.

"Zu viel Zeit ist hier verloren gegangen, ohne den Milchbauern wirksam zu helfen", kritisierte der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter, Helmut Petschar, in einer Aussendung. Die Verlängerung des Russland-Embargos, die schwierigere Marktlage in China und auf anderen Exportmärkten würden "politische Maßnahmen" zur Stabilisierung des Milchmarkt erfordern.

Jahrelange Berg- und Talfahrt

Der Erzeugermilchpreis (4,2 Prozent Fett, 3,4 Prozent Eiweiß, exkl. Umsatzsteuer) lag in Österreich im Mai bei 33,75 Cent/kg, im Mai 2014 lag er noch bei 39,9 Cent, geht aus dem aktuellen AMA-Marktbericht hervor. Seit Mai ist der Milchpreis weiter abgerutscht. Am 1. Juli senkte die größte heimische Molkerei Berglandmilch/Tirol Milch den Nettopreis um 1,5 auf 30 Cent.

Die Milchpreis-Entwicklung gleicht in den vergangenen Jahren einer Berg- und Talfahrt. Der Milchpreis erreichte einen Höhepunkt im Jänner 2008 mit 40,5 Cent/kg. Im Zuge der Wirtschaftskrise 2008/09 stürzte er auf 24,7 Cent/kg im Juli 2009 ab. Dann kletterte der Milchpreis bis Anfang 2014 wieder auf 42 Cent. Aktuell liegt er nun wieder bei 30 Cent.

Erzeugerpreise über dem EU-Schnitt

Die Preisrückgänge in Österreich konnten von den heimischen Molkereien laut dem Verbandschef "etwas abgefedert" werden, dennoch seien die derzeitigen Milchpreise "eine große Herausforderung". Die Erzeugerpreise in Österreich und damit die Kosten für die Molkereien würden über den Vergleichswerten aus Deutschland, Bayern oder dem EU-Durchschnitt liegen.

Die Forderung von Rupprechter nach höheren Milch-Exporten nach China, ist für den Molkereiverbands-Präsidenten angesichts der derzeit sehr schwierigen Marktlage in China "nicht nachvollziehbar". Die Exportquote der heimischen Milchwirtschaft betrage bereits rund 50 Prozent. "Ich würde mir ein stärkeres Engagement auf Drittmärkten wünschen, anstelle sich in der Heimat gegenseitig zu unterbieten - das ist mein Vorwurf", sagte Rupprechter kürzlich zur APA in Richtung der Milchverarbeiter.

Rekordstrafe für Milchbauern

Auf europäischer Ebene ist der Interventionspreises seit über zehn Jahren unverändert geblieben. Die EU garantiert einen Preis für Butter und Magermilchpulver von nur rund 21 Cent. Als "äußerst unpassend und zynisch" bezeichnete Petschar die Aussagen des EU-Agrarkommissars Phil Hogan, dass die Milchwirtschaft in Europa die Produktion entsprechend reduzieren solle. In nächster Zeit müssen die österreichischen Bauern zusätzlich die Rekordstrafe von 47 Millionen Euro für die Überlieferung ihrer Quoten (Superabgabe) nach Brüssel überweisen. Mit hohen Liefermengen wollten sich die Bauern eigentlich auf die Liberalisierung des Milchmarktes vorbereiten. "Die Superabgabe angesichts der derzeitigen Marktsituation abzukassieren ist nicht gerechtfertigt, das Geld sollte in der Milchwirtschaft bleiben und zur Stärkung der Betriebe verwendet werden", forderte Petschar.

Auch der Handel sowie die Gastronomie und Hotellerie sollten ihre "Hausaufgaben machen", so Petschar. Es sei "nicht fair, ständig von Regionalität und höheren Qualitäten zu sprechen, diese aber nicht abzugelten".