Die Beteiligten waren im Vorfeld angespannt, gibt es doch seit Monaten ein Gezerre um die Macht beim heimischen Glücksspielriesen. Die tschechische Sazka-Gruppe hätte aus Finanzgründen gern die Kontrolle, die Republik will sich nicht ausbooten lassen, und auch Novomatic redet mit.

Größte Aktionärin der Casinos Austria ist mittlerweile die Sazka-Gruppe mit 38,16 Prozent, gefolgt von der Republik, die über die Beteiligungsholding ÖBIB 33,24 Prozent hält, und Novomatic (17,2 Prozent). Daneben gibt es noch ein paar Kleinaktionäre.

Staatlicher Missmut

Die tschechischen Milliardäre Karel Komarek und Jiri Smejc, die hinter der Sazka-Gruppe stehen, wollen mehr von den Casinos Austria. Bereits im Sommer 2017 haben sie bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) deponiert, die alleinige Kontrolle anzustreben. Zuletzt haben sie im Mai 2018 ein paar Aktien der früheren Kirchenbank Schelhammer & Schattera (jetzt Grawe-Gruppe) übernommen.

Dass es der Sazka-Konzern so eilig hat, die Macht bei den Casinos auszubauen, wird in Finanzministerium bzw. in der ÖBIB mit Argwohn betrachtet. Kürzlich schickte die Regierung den ÖVP-Verkehrssprecher und -Bundesfinanzreferenten Andreas Ottenschläger aus, um den Missmut öffentlich kundzutun. Er sei üblicherweise für mehr privat und weniger Staat, aber in einem für die Republik so wichtigen Unternehmen solle ein ausländischer Miteigentümer keine Kontrolle und keine beherrschende Stellung haben, so Ottenschläger zu "Kurier" und "Presse". Der Vorstand dürfe nicht auf vier Personen vergrößert werden, und den Aufsichtsrat müsse weiterhin ein Österreicher leiten.

Warum es die Tschechen so eilig haben

Der Sazka-Gruppe gehe es wohl darum, die Casinos Austria möglichst rasch in ihrer Bilanz zu konsolidieren, so Ottenschläger. Tatsächlich schreiben die Tschechen in ihrem Geschäftsbericht für 2017, dass sie die Casinos bereits kontrollierten - auch mithilfe einer Stimmrechtsbindung mit dem niederösterreichischen Novomatic-Konzern, dem ja mehr als 17 Prozent der Casinos gehören. Wie die Vereinbarung mit Novomatic genau aussieht, ist aber nicht bekannt, angeblich geht es dabei nur um operative Fragen, nicht um Strategisches.

Der Grund, warum die Tschechen auf eine rasche Konsolidierung hoffen: Der Sazka-Konzern war laut Bilanz 2017 mit knapp 1,6 Milliarden Euro verschuldet, bei einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 353 Millionen Euro. Einige Zukäufe, auch Casinos-Austria-Anteile, wurden auf Pump finanziert. Nachdem ein geplanter Börsengang in London abgesagt wurde, bastelt die Sazka-Gruppe gerade an einer Anleihe in Höhe von rund 500 Millionen Euro; für die Emission wäre die Konsolidierung der Casinos Austria hilfreich. Erst im November 2017 hat der Konzern fünfjährige Papiere mit einer (hohen) Verzinsung von vier Prozent ausgegeben und dabei zugesagt, die maximale Nettoverschuldung mit dem Vierfachen des Ebitda zu limitieren. Auch das gelänge mit der Konsolidierung der Casinos Austria gut.

Sazka: Unsere Schulden sind nicht so hoch

Die Sazka-Gruppe betonte indes am Dienstagabend, nicht so hoch verschuldet zu sein wie das die Casinos-Miteigner lancierten. Die Zahlen, die zuletzt kursierten, seien irreführend und stellten die Sazka-Gruppe in einem schlechten Licht dar, monierte ein tschechischer Manager am Dienstagabend gegenüber der APA.

Laut einer der APA übermittelten Berechnung von Sazka, die vom Wirtschaftsprüfer KPMG abgestempelt ist, betrugen die Nettoschulden des Konzerns per Ende 2017 1,18 Mrd. Euro und das modifizierte Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) 427,2 Mio. Euro. Das ergebe eine Nettoschuldenquote von 2,8 mal Ebitda. Damit, so der Manager, sei man deutlich besser unterwegs als Konkurrenten aus der Glücksspielindustrie. Das modifizierte Ebitda beinhalte den Gewinn aus Italien, der im normalen Ebitda nicht eingerechnet sei.

Im ebenfalls der APA vorliegenden Jahresbericht der Sazka-Gruppe wird das Ebitda für 2017 mit 353,4 Mio. Euro ausgewiesen, nach 134 Mio. Euro 2016. Der Gewinn nach Steuern betrug im Vorjahr knapp 190 Mio. Euro (2016: 92 Mio.) und der in der Branche wichtige Nettospielertrag 1,13 Mrd. Euro (2016: 409 Mio.). Die Bankschulden und anderen Ausleihungen summierten sich laut Jahresbericht per Ende 2017 auf fast 1,6 Mrd. Euro brutto.

Das Ebitda und die Nettoschulden sind bei der Sazka-Gruppe unter anderem deswegen wichtig, weil der Konzern im November 2017 bei der Begebung von Schuldentiteln in Höhe von 200 Mio. Euro Investoren zugesagt hat, die maximale Nettoverschuldung mit dem Vierfachen des Ebitda ("voll konsolidiert") zu limitieren, wie es in der damaligen Mitteilung aus Prag hieß.

Es solle jetzt nicht so aussehen, als sei die Verschuldung weit höher; es sei unfair, die im Jahresbericht ausgewiesene Bruttoverschuldung (1,6 Mrd. Euro) dem Ebitda (353 Mio.) gegenüberzustellen, denn dann käme man auf eine Quote von 4,5. In Wirklichkeit liege man nur bei 2,8, argumentierte der Prager Manager am Dienstag.

Österreichische Miteigentümer gegen vierten Vorstand

Um Kontrolle bei den Casinos Austria zu erlangen, haben die Tschechen bereits auf einen vierten Vorstand - neben Alexander Labak, Bettina Glatz-Kremsner und Dietmar Hoscher - gedrängt. In der Rede war der ehemalige Erste-Manager Martin Skopek. Zu dem Ansinnen sagten aber die österreichischen Miteigentümer Njet. Mit einem vierten Vorstand hätten die Tschechen bei Streitigkeiten im Führungsteam die Macht, denn Konzernchef Labak, ein Mann der Tschechen, hat ein Dirimierungsrecht, darf also bei Stimmengleichheit im Vorstand entscheiden.

Auch den Plan A der Tschechen, den aus 18 Personen bestehenden Aufsichtsrat aufzustocken, lehnte die Republik ab. Bei der morgigen Hauptversammlung wird das Kontrollgremium neu gewählt. Walter Rothensteiner, Ex-Chef der Raiffeisen Zentralbank (RZB), soll, wenn es nach dem Bund geht, Vorsitzender des Casinos-Aufsichtsrats bleiben, wie zu hören ist. Laut "Krone" soll die Sazka-Gruppe von den 12 Kapitalvertretern maximal fünf bekommen. Der Frauenanteil im Casinos-Aufsichtsrat ist derzeit mager: Von 18 Personen sind nur zwei weiblich, vorschrieben ist eine Frauenquote von 30 Prozent.

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