Abermalige Eskalation im Tarifstreit zwischen den Flugbegleitern und der Lufthansa: Die Gewerkschaft Ufo hat nun die Flugbegleiter der Lufthansa-Tochter Germanwings zum Streik aufgerufen. Der Aufruf gelte vom 30. Dezember ab Mitternacht bis zum 1. Januar 24 Uhr, teilte ein Sprecher der Gewerkschaft mittels Videobotschaft mit.

Andere Lufthansa-Töchter Eurowings, SunExpress, Lufthansa-City-Line sowie die Mutter-Airline Lufthansa German Airlines sind von dem Streikaufruf laut Gewerkschaft nicht betroffen. Zumindest vorerst: Denn weitere Streiks könnten nach dem 2. Jänner verkündet werden. Eine Ausweitung der Streik wird nicht ausgeschlossen.

Sonderflugplan wird erstellt

Die Tochter Germanwings ist laut Konzernangaben noch mit 30 Flugzeugen und 1400 Mitarbeitern, davon 800 in der Kabine, für die Nachfolgemarke Eurowings unterwegs, soll aber perspektivisch mit dem Eurowings-Flugbetrieb verschmolzen werden. Einen eigenen Markenauftritt gibt es nicht mehr.

Eurowings kündigte am Freitagabend an, einen Sonderflugplan zu erstellen, um die Auswirkungen auf die Fluggäste gering zu halten. Außerdem wies die Fluggesellschaft darauf hin, dass sie 140 Flugzeuge habe, von denen nur die 30 Germanwings-Maschinen von dem Streik betroffen seien.

Die Schlichter hätten bis zum heutigen Tag nach einer Lösung in dem Tarifstreit gesucht, aber ohne Ergebnis, sagte Ufo-Sprecher Nicoley Baublies. Deshalb habe Ufo nun die Reißleine gezogen. Allerdings gehe die Gewerkschaft nicht gleich "aufs Ganze", es gehe nicht darum, möglichst schnell möglichst viele Passagiere zu schädigen. Vielmehr habe der Konzern noch die Möglichkeit, Tarifforderungen zu erfüllen. Wenn es jetzt aber kein Einlenken gebe, "dann werden wir während des Germanwings-Streiks sicherlich auch verkünden müssen, dass es bei den anderen Airlines Streiks gibt". Diese würden dann massiver und länger werden.

"Keine klare Perspektive"

Zur Begründung des Streikaufrufs sagte der stellvertretende Ufo-Vorsitzende Daniel Flohr, das Germanwings-Management gebe "den Mitarbeitern keine klare Perspektive für die Zukunft ihres Flugbetriebs". Verhandlungen zu den UFO-Forderungen, die bereits im November 2016 und im Oktober dieses Jahres zu Streiks führten, seien ergebnislos gescheitert.

Die Lage bei den fünf betroffenen Lufthansa-Airlines - dem Mutterkonzern sowie den Tochtergesellschaften Germanwings, Eurowings, SunExpress und CityLine - sei denkbar unterschiedlich, sagte Flohr. Bei SunExpress und CityLine liefen "normale Tarifverhandlungen", dort gebe es derzeit keine Notwendigkeit für Arbeitskampfmaßnahmen. Bei Eurowings seien wichtige Verhandlungen noch nicht abschließend gescheitert, auch dort setze UFO weiter auf den Verhandlungsweg.

Bei der Lufthansa-Muttergesellschaft sei "die Lage am allerschwierigsten". Dort gehe es einerseits um Tarifthemen der Lufthansa Airline, andererseits bringe die Arbeitgeberseite auch Themen der anderen Airlines ein. Auch würden "weiter Falschmeldungen verbreitet", so der Vorwurf des UFO-Vizechefs.

"So kann man den Konflikt nicht lösen"

Zu möglichen weiteren Streikaufrufen in den nächsten Tagen sagte Flohr: "Bleibt ein Einlenken weiterhin aus, müssen wir auch vor dem 2. Januar gegebenenfalls zu weiteren Streikmaßnahmen aufrufen, um auf diesem Weg unseren Tarifforderungen Nachdruck zu verleihen." Die beiden Schlichter, der frühere Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, und der SPD-Politiker Matthias Platzeck, hätten "nichts unversucht" gelassen.

Die AUA-Mutter Lufthansa hatte zuvor die erneute Streik-Ankündigung kritisiert. "So kann man den Konflikt nicht lösen", sagte ein Konzernsprecher am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Das Unternehmen hoffe weiterhin, dass die Gespräche mit der Gewerkschaft wieder aufgenommen werden könnten. Der Lufthansa-Sprecher kritisierte den Zeitpunkt der erwarteten neuen Arbeitsniederlegungen. Ein Streik rund um den Jahreswechsel würde insbesondere Reisende treffen, die über die Feiertage ihre Familien besuchten, sagte er.

Erbitterter Streit

Hinter dem Arbeitskampf von UFO steht ein erbitterter Streit zwischen der Flugbegleitergewerkschaft und der Lufthansa: Der Konzern zweifelt die Vertretungsbefugnis von UFO für das Kabinenpersonal an und sieht die "Gewerkschaftseigenschaft" ungeklärt. Die Streiks hält er daher für rechtswidrig. Nach Angaben von UFO geht es um Gehaltserhöhungen, betriebliche Altersvorsorge und Teilzeitregelungen bei den Lufthansa-Töchtern.