Bisher sind die Osram-Aktionäre nur zögernd auf das Kaufangebot des österreichischen Unternehmens über 41 Euro je Aktie eingegangen. Knapp 40 Prozent an dem Münchner Konzern hatte ams-Chef Alexander Everke bis Donnerstagvormittag sicher. Davon gehören ams bereits fast 20 Prozent. Wenn es bis Donnerstag (24 Uhr), nicht insgesamt 55 Prozent werden, wäre das Übernahmeangebot erneut gescheitert. Das Ergebnis wird erst Anfang nächster Woche erwartet.

Der Schlüssel zum Erfolg oder Misserfolg sind Hedgefonds und andere Arbitragehändler, die nach Schätzungen von Investmentbankern inzwischen fast die Hälfte der Osram-Aktien aufgekauft haben und damit pokern. Sie spekulieren Finanzkreisen zufolge darauf, dass ams später mehr Geld locker macht, um in einem zweiten Schritt seinen Anteil auf 75 Prozent oder mehr aufzustocken. Die Krux ist aber: Falls die Fonds ihre Anteile nicht andienen, könnte ams gerade deswegen an der 55-Prozent-Schwelle scheitern.

Am ams-Firmensitz im steirischen Premstätten wächst die Nervosität. Vorstandschef Everke umwarb Anfang der Woche deshalb zusammen mit seinem Osram-Kollegen Olaf Berlien rund 50 Hedgefonds auf kurzfristig anberaumten Konferenzen in New York und London. Wie könnte es nun weitergehen?

Wenn ams die 55 Prozent erreicht . . .

Dann kann Everke erst einmal aufatmen. Die übrigen Osram-Aktionäre haben dann noch einmal zwei Wochen Zeit, ihre Anteile an ams zu verkaufen. Die Österreicher spekulieren darauf, dass sie dabei zumindest die zehn bis zwölf Prozent einsammeln, die bei Indexfonds liegen. Vielleicht reicht das schon, um auf der Osram-Hauptversammlung eine Mehrheit von 75 Prozent zu bekommen, mit der ams einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag schließen kann, also Zugriff auf die Kasse von Osram bekommt. Den braucht ams langfristig, um die milliardenschweren Kredite für die Übernahme zu tilgen.

Doch die Hedgefonds könnten auch zumindest einen Teil ihrer Osram-Aktien behalten und deren Kurs weiter nach oben treiben - in diesem Fall dürften Indexfonds wohl kaum die 41 Euro je Aktie von ams nehmen, wenn sie an der Börse viel mehr bekommen. Das gäbe den Spekulanten noch mehr Macht, die sie gegenüber Everke ausspielen könnten. Auch wenn der Beherrschungsvertrag mit Osram klappt, können sie mehr Geld aus ams herauspressen. Sie setzen darauf, dass ein Gutachten über die Abfindung den Unternehmenswert von Osram dann höher ansetzt als die 41 Euro. Um ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen, hat ams sich im Übernahmeangebot aber vorbehalten, die Abfindung in eigenen Aktien statt in bar zu zahlen - für kurzfristig orientierte Investoren ein Gräuel.

Wenn ams die Hürde erneut nicht überspringt . . .

Auch dann ist für ams nicht alles vorbei. Die Firma müsste dann entscheiden, ob sie aufgeben und ihr knapp 800 Millionen Euro schweres Osram-Aktienpaket - mit einem gehörigen Verlust - verkauft oder nicht. Im ersten Fall drohen auch den Hedgefonds drastische Verluste. Everke deutete Finanzkreisen zufolge im Gespräch mit den Investoren an, dass ams zum Verkauf bereit wäre, zumal man die Osram-Papiere in der Bilanz ohnehin abschreiben müsste. Andernfalls könnte ams sein 20-Prozent-Paket nach und nach weiter bis auf 30 Prozent aufstocken. Dann wäre ein Pflichtangebot für den Münchner Konzern fällig, das sich am durchschnittlichen Drei-Monats-Kurs der Osram-Aktie orientiert und damit möglicherweise niedriger ist als 41 Euro - ein dritter Anlauf sozusagen.

Doch vorher könnte wieder die Stunde der Finanzinvestoren schlagen, die sich ebenfalls seit einiger Zeit für Osram interessieren. Bain Capital und Advent tummelten sich deswegen bis in den Oktober hinein im Datenraum und durchleuchteten die Bilanzen. Sie wären schnell fähig, ein eigenes Offert auf den Tisch zu legen. So oder so: So schnell kommt Osram nicht zur Ruhe.