Trotz beschlossenem Kohleausstieg wird in Deutschland Regierungs- und Branchenkreisen zufolge noch ein neuer Meiler ans Netz gehen. "Das Kraftwerk Datteln 4 kann in Betrieb gehen", sagte ein Regierungsvertreter am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. In Branchenkreisen wurde dies bestätigt.

Die deutsche Regierung hatte über Monate Gespräche mit dem Betreiber Uniper geführt, um etwa über Entschädigungen Wege auszuloten, auf das Steinkohlekraftwerk zu verzichten. Dies werde nun nicht weiterverfolgt, sagte der Regierungsvertreter. Die Kohlekommission mit Vertretern vieler gesellschaftlicher Gruppen hatte die deutsche Regierung aufgefordert, eine Verhandlungslösung zu suchen, damit keine neuen Meiler in Betrieb gehen. Die Kommission hatte auch das Aus für die Kohleverstromung bis spätestens 2038 beschlossen. Das deutsche Wirtschaftsministerium und Uniper lehnten einen Kommentar ab.

Hochmoderne Anlage

Datteln 4 ist der einzige Neubau von Kohlekraftwerken in Deutschland. Es ist nach jahrelangen Verzögerungen weitgehend fertiggestellt, Uniper will es im nächsten Jahr in Betrieb nehmen. Nach eigenen Angaben hat der Konzern in die 1.100 Megawatt-Anlage über 1,5 Milliarden Euro investiert.

In Regierungskreisen wurde der Verzicht auf eine Entschädigungslösung damit begründet, dass die hochmoderne Anlage vergleichsweise wenig CO2 ausstoße. Es sei unsinnig, mehrstellige Millionenbeträge an Entschädigung zu zahlen. Stattdessen sei es gerade für das Klima sinnvoller, mehr alte Kohlekraftwerke abzuschalten. Am Kohleausstiegsdatum 2038 ändere sich nichts.