Der Traum von einer Milliarde Umsatz ist für viele Jahre geplatzt: Der Flugzeugteile-Zulieferer FACC ist voll von der tiefen Krise in der Luftfahrt getroffen. Der Umsatz sackt 2020 um rund 126 Millionen Euro auf 527 Millionen Euro ab. Heuer dürfe die Flughöhe voraussichtlich noch etwas niedriger bei 500 Millionen Euro liegen. Entsprechend hart 2020 die Landung in den roten Zahlen: 77 Millionen Euro fehlten den Innviertlern unter dem Strich, nach elf Millionen Euro im Rumpfgeschäftsjahr 2019, ein drirekter Vergleich ist also nicht möglich. Das Ergebnis vor Steuern (Ebit) mar mit 74,4 Millionen Euro im Minus. Heuer soll diese Scharte ausgewetzt werden. Ziel ist ein ausgeglichenes Ergebnis.

Corona hat FACC mindestens fünf Jahre Wachstum gekostet. Nach dem kräftigen Personalabbau im Vorjahr, als nach Ende der Kurzarbeit im September 650 Mitarbeiter wegen der eingebrochenen Auftragslage gekündigt werden mussten, hat der Hersteller verschiedenster Flugzeugteile eine Vorwärtsstrategie eingeschlagen. Insgesamt hat die FACC heute fast 720 Mitarbeiter weniger als vor einem Jahr.

Im traditionellen Geschäft als Lieferant für die Airline-Industrie will FACC die vor vier Jahren begonnene Entwicklung leichterer und recyclingfähiger Verbundwerkstoffe massiv ausweiten. "Vor vier Jahren wurden wir dafür belächelt, heute werden wir gefragt, wann wir lieferfähig sind," so FACC-Chef Robert Machtlinger. Die leichtere Bauweise sei kostengünstiger, Machtlinger erwartet dadurch mehr Marktanteile.

Lufttaxi- und Drohnengeschäft im Fokus

Experten gehen davon aus, dass die Pandemie und der notwendige Klimaschutz zu einem schnellen Schwenk in Richtung umweltschonenderer Flugzeuge führt. Machtlinger: "Boeing und Airbus glauben, dass der Markt langfristig 43.000 neue Flugzeuge braucht." Das wäre etwa eine Verdoppelung gemessem am aktuellen Bestand der Airlines, den Machtlinger mit 22.460 bezifferte. Davon seien etwa 9000 geparkt, 1800 davon werden voraussichtlich nie mehr in den Dienst genommen.  

Außerdem will FACC viel weiter in zwei Bereiche vordringen, in denen sie bisher nicht im großen Stil tätig ist, der Raumfahrt und des Lufttaxi- und Drohnengeschäfts. 2030 sollen die Sparten bereits 20 Prozent des Umsatzes ausmachen. Machtlinger geht davon aus, dass das zunehmend private Space-Business einen Boom erlebt und binnen 20 Jahren von zuletzt 200 Milliarden Dollar raketengleich auf 900 Milliarden Dollar in die Höhe schießt. Das Geschäft mit Personendrohnen dürfte zuerst in den Bereichen Bergung, Rettung oder auch Medikamententransport abheben.

Grundsätzlich hat sich die FACC die Latte hoch gelegt. Sie will in wenigen Jahren zu den weltweit 50 größten Unternehmen der Flugzeughersteller-Industrie gehören. Aktuell zählt man als Nummer 72 immerhin zu den Top 100. Gegründet wurde FACC vor knapp 32 Jahren als Tochtergesellschaft des Rieder Skiherstellers Fischer. Das an der Wiener Börse notierte Unternehmen gehört seit 2009 mehrheitlich der chinesischen AVIC (Aviation Industry Corporation of China), ein riesiges staatliches Unternehmenskonglomerat im Bereich Luft- und Weltraumtechnologie.

Bei der FACC hofft man auf international besser koordinierte und  greifende Impfstrategien. Das Unternehmen steht aber auch selbst bereit, in einem halben Dutzend Impfstraßen mit eigenen Ärzteteams bis zu 2000 Menschen täglich zu impfen. Die FACC selbst hat rund 2650 Mitarbeiter. Man könnte über "Kooperationen mit befreundeten Unternehmen", so Machtlinger, noch viel mehr Menschen impfen. "Wir könnten das binnen zehn Tagen hochfahren," bietet er an. Allerdings verfüge man nicht über Information, ob Impfstoff für eine solche Initiative zur Verfügung stehe. Sollte es künftig vom Impfprogramm unabhängige Möglichkeiten geben, privat gekauften Impfstoff einzusetzen, werde man davon Gebrauch machen.