Angesichts der geplanten Strafzölle der USA gegen China warnen Wirtschaftsverbände vor einem schweren Handelskonflikt. "Die Ankündigungen der US-Administration bereiten uns große Sorge", sagte Friedolin Strack, Sprecher der Geschäftsführung des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft.

Die Einschätzung der US-Administration, dass es beim Marktzugang Ungleichheiten gebe, teile er durchaus: "Vergleichsweise offene Märkte in den USA und der EU, hohe Marktzugangsbarrieren in China." Auch seien die deutschen Firmen sehr besorgt über die Entwicklung des Geschäftsklimas in China. Die Marktwirtschaft müsse zurückweichen, und Zielen der Partei werde oberste Priorität eingeräumt, sagte Strack der Deutschen Presse-Agentur (dpa): "Dennoch tritt die deutsche Wirtschaft dafür ein, das regelbasierte Welthandelssystem mit der WTO auszubauen und nicht durch einseitige Maßnahmen zu gefährden."

China profitiere sehr von der Welthandelsorganisation (WTO) und offenen Märkten, sagte Strack. Dies sollte von den westlichen Partnern als Chance für die Weiterentwicklung der Welthandelsregeln genutzt werden. "Wir appellieren an China, besonnen zu reagieren und die immer wieder betonte Offenheit dem Welthandel gegenüber mit weitgehenden Öffnungsmaßnahmen zu unterlegen", sagte Strack.

Geistiger Diebstahl

Während US-Präsident Donald Trump die EU-Staaten und andere Verbündete vorläufig von Zöllen auf Stahl und Aluminium befreite, drohte er China mit milliardenschweren Schutzzöllen auf Einfuhren - vor allem, um geistigen Diebstahl der Chinesen einzudämmen. Die Regierung in Peking kündigte ihrerseits Vergeltungsmaßnahmen an.

Der Leiter des ifo Zentrums für Außenwirtschaft, Gabriel Felbermayr, hatte am Freitag gesagt: "Ein Teil der Abmachung zwischen EU und USA scheint ein verschärftes gemeinsames Vorgehen gegen China zu sein." Statt eines Handelskrieges mit Amerika drohe Europa nun ein Handelskonflikt mit China. Das deutsche Handelsvolumen mit China sei aber 2017 um 20 Milliarden Euro über jenem mit den USA gelegen.

Apple-Chef mischt sich ein

Apple-Chef Tim Cook setzt im Handelsstreit zwischen den USA und China auf moderate Kräfte. Er hoffe, dass sich die "kühlen Köpfe" durchsetzten, sagte der Manager am Samstag am Rande einer Konferenz in Peking.

Es habe Fälle gegeben, in denen im US-amerikanisch-chinesischen Handel nicht jeder profitiert habe oder der Nutzen nicht ausgeglichen gewesen sei. Zugleich warb Cook für einen offeneren Handel.

US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, zusätzliche Zölle auf chinesische Produkte im Wert von bis zu 60 Milliarden Dollar (48,60 Mrd. Euro) zu erheben. Das Handelsministerium in Peking erklärte daraufhin, man habe keine Angst vor einem Handelskrieg. Der Konflikt hat zu deutlichen Kursverlusten an den internationalen Aktienmärkten geführt.

Der Streit betrifft auch Hardware-Hersteller wie Apple, die einen Großteil ihrer Produkte in der Volksrepublik bauen lassen, um sie in anderen Staaten zu verkaufen. Elektronikprodukte gehören zu den wichtigsten Gütern, die die USA aus China einführen. Cook war im vergangenen Jahr mehrmals in China und war im Oktober unter Managern, die sich mit Präsident Xi Jinping trafen.

China reagiert

Die chinesische Regierung hat die USA wegen des eskalierenden Handelsstreits erneut kritisiert. Die Regierung in Washington habe internationale Handelsregeln verletzt, sagte der stellvertretende Ministerpräsident Liu He am Samstag in einem Telefonat mit US-Finanzminister Steve Mnuchin nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.

"China hat sich darauf vorbereitet und ist stark genug, seine nationalen Interessen zu verteidigen." Zugleich äußerte Liu dem Bericht zufolge die Hoffnung, dass beide Seiten "vernünftig" bleiben und zusammenarbeiten, um die Handelsbeziehungen zu sichern.