Die Entscheidung der US-Regierung, den russischen Oligarchen Oleg Deripaska auf die Sanktionenliste zu setzen, dürfte weltweit Wellen schlagen: Washington hat sieben russische Oligarchen, 12 ihrer Firmen und 17 hochrangige Funktionäre der russischen Regierung mit Sanktionen belegt und ihnen vorgeworfen, von "bösen Aktivitäten" des russischen Staates weltweit zu profitieren.

Deripaska, dessen Vermögen von Forbes auf 6,7 Milliarden Dollar (5,5 Milliarden Euro) geschätzt wird, ist Haupteigentümer des Konzerns EN+, der Anteile an zwei der weltweit größten Metallproduzenten, Rusal und Nornickel hält. Die in Hongkong börsennotierte Rusal ist einer der größten Aluminiumhersteller der Welt. Zehn Prozent der Produktion werden in die USA ausgeführt. Investitionen gibt es in Italien, Irland, Schweden, Nigeria, Guyana und Guinea. Außerdem hält Rusal eine Beteiligung an dem australischen Aluminiumverarbeiter QAL.

Nornickel wiederum hat Investitionen in Finnland, Australien und Südafrika, wo es 50 Prozent an der Nickelkonzentrat-Produktion Norilsk Nickel Nkomati hält.

Aber Probleme könnte es auch für Partnerfirmen wie VW oder Glencore geben. Das US-Finanzministerium gab bekannt, US-Firmen würde "generell verboten, Geschäfte mit" Personen und Firmen auf der Sanktionenliste zu machen. Auch Firmen außerhalb der USA könnten mit Sanktionen belegt werden, wenn sie wissentlich signifikante Transaktionen für oder im Namen von sanktionierten Einheiten ermöglichen.

VW hat eine gemeinsame Fabrik mit dem russischen Autohersteller GAZ, der eine Tochter der Deripaska-Firma Basic Element ist, die am Freitag ebenfalls mit Sanktionen belegt wurde. Bis 2025 ist dort die Produktion von Fahrzeugen der VW-Gruppe vereinbart. Zuletzt hatte es geheißen, VW überlege, sich an GAZ zu beteiligen.

Der in der Schweiz beheimatete Rohstoffhändler Glencore wiederum hält Anteile an Rusal und soll überlegen, seine Anteile auf die neue Deripaska-Holding EN+ zu übertragen. Glencore, aber auch Toyota und Rio Tinto Alcan gehören zu den größten Kunden von Rusal.

Deripaska hat in Laufe seiner Karriere zahlreiche Vernetzungen zum Kreml und den russischen Behörden. Er trifft sich regelmäßig mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, er hat groß in die Infrastruktur für die Winterspiele in Sotchi investiert und hat selber gesagt, seine Interessen seien nicht von den staatlichen Interessen zu trennen.

Die Mutter von Deripaskas Kindern, Polina, ist die Tochter von Walentin Yumaschew, der Stabschef des früheren russischen Präsidenten Boris Jelzin war. Yumaschew heiratete später Jeltsins Tochter, Tatjana Borissowna Yumaschewa - die laut Medienberichten die österreichische Staatsbürgerschaft erhielt. Jelzin wiederum ebnete Putin den Weg zur Macht.

Deripaska machte in den 2000er Jahren auch Geschäfte mit Paul Manafort, der später Wahlkampfleiter von Donald Trump wurde. Zu der Zeit, als er mit Deripaska Geschäfte machte, war der Republikaner Manafort Berater von Viktor Janukowitsch, der pro-russische Präsidentschaftskandidat in der Ukraine, der 2010 die Wahl gewann. Janukowitsch hat allerdings erst vor einem Monat dementiert, jemals persönlich Kontakt mit Manafort gehabt zu haben.

Manafort war im Juni 2016 zu Trumps Wahlkampfleiter ernannt worden. Zwei Monate später musste er den Posten wieder abgeben, nachdem Vorwürfe laut geworden waren, er habe mehr als zwölf Millionen Dollar von der Partei Janukowitschs erhalten.

Eine Deripaska-Firma mit Sitz in Zypern, Surf Horizon Limited, hat Manafort und seinen Berater Rick Gates im Jänner in New York geklagt und ihnen vorgeworfen, über 18,9 Mio. Dollar veruntreut zu haben, die für Geschäfte in der Ukraine gedacht waren. Der Fall geht auf Geschäftsbeziehungen aus dem Jahr 2006 zurück, als Manafort und Gates Deripaska überzeugten, in einen Fonds zu investieren, der vor allem in Russland und der Ukraine investieren sollte. Manaforts Rechtsvertreter Jeffrey Eilender sagte Reuters am Freitag, er glaube, dass nach Verhängung der Sanktionen die Fortführung des Falles sinnlos wäre, denn Deripaska könne kein Geld oder andere Vermögenswerte mehr aus den USA ausführen.

Deripaska selber bezeichnete die Entscheidung der USA "bedauerlich, aber nicht unerwartet". Sanktionen gegen ihn zu verhängen sei "unbegründet, lächerlich und absurd".