Der Stahl- und Technologiekonzern Voestalpine hat seine Gewinne in den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres 2022/23 deutlich gesteigert. Das Ergebnis nach Steuern verbesserte sich im Vergleich zu den rückwirkend angepassten Vergleichszahlen der Vorjahresperiode um 24 Prozent auf 864 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte "in einem insgesamt herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld" um 29 Prozent auf 13,6 Milliarden Euro. Konzernchef Herbert Eibensteiner geht auch für das laufende vierte Quartal von einem besser als ursprünglich geplanten Geschäftsverlauf aus.

Die steirischen Voestalpine-Standorte seien derzeit "sehr gut ausgelastet", wie Eibensteiner betont. Das liege an der sehr starken Nachfrage in den Produktbereichen Energie (gefragt sind u. a. die Nahtlosrohre für die Öl- und Gasindustrie aus Kindberg), Luftfahrt und Railway Systems, die auch das Ergebnis positiv beeinflussten. Im Bahnbereich sei der Bedarf nach Schienen aus Donawitz in den europäischen Kernmärkten sehr stark, außerhalb Europas laufe auch das Weichen-Geschäft (Standort Zeltweg) weiterhin gut. Auch im Segment Luftfahrt setzte sich im Verlauf der ersten drei Quartale der klar positive Trend weiter fort, davon profitiert wiederum die Voestalpine Böhler Aerospace in Kapfenberg. Ausschlaggebend dafür sei u. a. der zunehmende Bedarf an "Single-Aisle"-Flugzeugen für den regionalen Flugverkehr, so Eibensteiner.

Edelstahlwerk in Kapfenberg um 30 Prozent teurer

Stichwort Kapfenberg. Dort wird das neue Edelstahlwerk bis spätestens Ende dieses Geschäftsjahres, also bis Ende März, die Produktion aufnehmen. Derzeit laufe die sogenannte "Heißinbetriebnahme". Insgesamt geht das Werk damit mit rund einjähriger – vor allem coronabedingter – Verspätung in Betrieb. Und auch der ursprünglich veranschlagte Investitionsplan hielt nicht. Bereits im April 2021 gab Eibensteiner bekannt, dass das Werk um 20 Prozent mehr als die ursprünglich veranschlagten 350 Millionen Euro kosten werde. Am Mittwochvormittag erhöhte er diesen Wert noch einmal. Das Werk, das 3500 Arbeitsplätze in der Region sichert, werde unterm Strich – aufgrund der Verzögerungen und gestiegener Baukosten – um 30 Prozent teurer werden, also um rund 105 Millionen Euro mehr kosten. Die Produktion werde sukzessive hochgefahren, vorerst in einem Wechselbetrieb zwischen altem und neuem Werk.

Im März steht noch ein weiterer, für die Steiermark sehr wichtiger Termin bei der Voestalpine auf dem Programm: Der Aufsichtsrat wird final über die neuen Lichtbogenöfen entscheiden, von denen je einer in Donawitz und Linz einen Hochofen ersetzen soll. Das Investitionsvolumen liegt bei mehr als 1 Milliarde Euro. Für die Voestalpine sei das ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion (Stichwort "Green Tec Steel").

Ausblick angehoben

Das Management hob nun den Ausblick des Voestalpine-Konzerns für das gesamte Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende März) etwas an. Der Vorstand rechnet mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 2,5 Milliarden Euro. Im November waren 2,3 bis 2,4 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden.

"In den meisten Geschäftsbereichen ist es uns auch gelungen, die steigenden Rohstoff- und Energiekosten weiterzugeben", berichtete Konzernchef Herbert Eibensteiner. "Das sehr gute Ergebnis basiert einmal mehr auf unserer breiten Aufstellung in unterschiedlichen Marktsegmenten und Wirtschaftsregionen", erklärte der CEO.

Automobilindustrie weiter unter Druck

Eine sinkende Dynamik zeigten den Unternehmensangaben zufolge hingegen die Bereiche Haushaltsgeräte- und Konsumgüterindustrie sowie die Bauindustrie. Die Automobilindustrie sei weiterhin von Engpässen in ihren Lieferketten betroffen gewesen. In Europa hätten sich die Abrufe der Automobilkunden nicht wesentlich erhöht. Außerhalb Europas lief es besser – vor allem in China seien die Rahmenbedingungen "eher vorteilhaft" gewesen.