Erstmals seit etwa zwei Jahrzehnten ist der Euro wieder genau einen US-Dollar wert. Am Dienstag fiel die Gemeinschaftswährung bis auf exakt einen Dollar und sank damit erstmalig seit dem Jahr 2002 auf "Parität". Darunter versteht man ein Eins-zu-Eins-Tauschverhältnis. Schon länger steht der Euro an Finanzmärkten unter Druck. Gründe sind Auswirkungen des Ukrainekriegs und der vergleichsweise zurückhaltende Kampf der Europäischen Zentralbank (EZB) gegen die hohe Inflation.

Ein wesentlicher Grund für die Euro-Schwäche ist die Furcht vor einer Energiekrise in Europa. Am Montag begann die wartungsbedingte Abschaltung der Gas-Pipeline Nord Stream 1. "Die Gefahr einer Energiekrise in Europa ist das Damoklesschwert, welches über den Euro-Wechselkursen schwebt und diese belastet", sagte Devisenexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Vor dem Ende der in der Regel zehntägigen Pipeline-Wartungsarbeiten kann es seiner Einschätzung nach kaum Entlastung geben. Und jeder Tag, den die Wartungsarbeiten länger als geplant dauerten, könnte den Euro weiter belasten, warnte Leuchtmann.

Starker Dollar

Außerdem setzte auch eine Dollar-Stärke den Euro unter Druck. Am Markt richtet sich der Blick auf neue Inflationsdaten aus den USA, die am Mittwoch erwartet werden. Es wird für Juni mit einem weiteren Anstieg der Teuerungsrate auf 8,8 Prozent gerechnet. Dies würde nach Einschätzung von Experten auf eine deutliche Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte durch die US-Notenbank Fed in diesem Monat hindeuten. Die Aussicht auf weiter stark steigende Zinsen in den USA, während die Zinswende in der Eurozone erst im Juli erwartet wird, sorgt für Auftrieb beim Dollar und belastet den Euro.