Der an der Schweizer Börse notierte steirische Sensorhersteller ams Osram hat 2021 die Umsatzmarke von 5 Milliarden Euro geknackt, nach 3,5 Milliarden Euro 2020. Grund für den Umsatzsprung war die Übernahme des Münchner Lichttechnikkonzerns Osram. Für das neue Jahr gibt sich das Unternehmen angesichts des weltweiten Chipmangels vorsichtig. Für das erste Quartal 2022 erwartet ams Osram einen Umsatz zwischen 1,19 und 1,29 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.

"Im Schlussquartal hat sich unser Automobilgeschäft vor dem Hintergrund anhaltender Ungleichgewichte in der Lieferkette sowie Produktionsverringerungen bei OEMs gut entwickelt, während unser Consumer-, Industrie- und Medizintechnikgeschäft erfreuliche Beiträge im Rahmen der Erwartungen leistete", erklärte Vorstandschef Alexander Everke.

Schulden reduziert

ams Osram schrieb im Vorjahr einen bereinigten Nettogewinn von 273 Millionen Euro, nach 238 Millionen Euro 2020. Wenn man allerdings die Kosten der Fusion und der Umstrukturierung einrechnet, ergibt sich ein Nettoverlust von 32,5 Millionen Euro über das Gesamtjahr. Das entspricht einem Verlust von 0,13 Franken pro Aktie.

Auch der Nettocash reduzierte sich über das Gesamtjahr um 270 Millionen Euro. Ein Teil davon wurde zur Rückzahlung von Schulden aufgewendet. Die Fusion war ja nur durch eine massive Überschuldung der ehemaligen ams AG möglich. Der ams Osram Konzern hatte im vierten Quartal noch immer Bruttoschulden in Höhe von rund 3,144 Milliarden Euro. Dem stehen Cash-Reserven von rund 1,339 Millairden gegenüber. Bleiben Nettschulden in Höhe von 1,806 Milliarden Euro.

Nach dem ersten Wirtschaftsjahr als gemeinsamer Konzern, zeigt sich, dass die Fusion der beiden Technologieunternehmen bilanziell noch nicht ganz verdaut ist. Das gesteht auch Everke ein. Auch 2022 werden noch Kosten für die Umstrukturierung schlagend werden. So wurde das verlustträchtige Joint-Venture mit dem Autozulieferer Conti aufgelöst, das Geschäft wanderte zu ams OSRAM. Nun wird ein Käufer für den Verlustbringer gesucht. Auch die Veräußerung der Agrar-Tochter Fluence wird erst im ersten Halbjahr 2022 finalisiert sein.

Insgesamt ist Everke aber überzeugt, dass der Zusammenschluss die richtige Entscheidung war. Beide Unternehmen sind zusammen breiter aufgestellt und nicht mehr nur von einer Sparte abhängig. Die ams AG belieferte ja primär Handyhersteller, ein sehr volatiles Geschäft.

Hoffnung auf Metaverse

Einen interessanten Einblick gab Everke in den Smartphone-Bereich. Hier gäbe es ein zweistelliges Wachstum bei Komponenten für Android-Geräte. Insgesamt gab es im Consumer-Geschäft, wie der Smartphone-Bereich genannt wird, aber ein Minus. Ein klares Signal, dass Apple als großer Kunde verloren ging.

In Zukunft hofft Everke im Konsumenten-Geschäft übrigens auf das viel propagierte Metaverse. Er rechnet mit steigender Nachfrage nach Brillen für Virtuelle Realität und Augmented Reality. Wobei nennenswerte Umsätze aus dem Bereich wohl erst in zwei Jahren zu erwarten sind.

Chipmangel sorgt für Bremsspuren

Im vierten Quartal 2021 bremsten die Probleme in der Kfz-Industrie infolge des Chipmangels. Die Quartalserlöse schrumpften auf 1,23 Milliarden Euro, nach 1,41 Milliarden Euro im vierten Quartal 2020. Die Gewinnspanne auf operativer Ebene schmolz von 17 auf 10 Prozent. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebit) brach von 236 auf 118 Millionen Euro ein. Bereinigt verbuchte das Unternehmen 169 Millionen Euro Gewinn. Unbereinigt waren es 119 Millionen Euro.

Im Geschäft mit Sensoren gingen die Umsätze zurück. Sie sanken vom dritten auf das vierte Quartal um neun Prozent auf rund 794 Millionen Euro. Hier ist das Unternehmen mit Technologien für Smartphones und Medizintechnologie am Markt. 65 Prozent der Umsätze kommen aus diesem Bereich. Das Beleuchtungsgeschäft erwirtschaftet die übrigen 35 Prozent der Umsätze. Das Plus in diesem Bereich konnte die Schwäche im Sensorgeschäft daher nicht ganz ausgleichen.

Everke geht nicht davon aus, dass sich die Probleme bald lösen. "Aus heutiger Sicht gehen wir davon aus, dass diese Situation unseren Markt noch für einen erheblichen Zeitraum dieses Jahres beeinflussen wird."