Die Bilder aus Yanqing nordwestlich von Peking, wo die alpinen Skirennen der Olympischen Spiele stattfinden, verstören. Den propagierten „Hoffnungsmarkt für die Skiindustrie“ stellt man sich anders vor. Tatsächlich haben die heimischen Skiproduzenten aber die langfristige Perspektive im Auge, wenn es um den chinesischen Markt geht. Noch sei der Verkauf mit rund 50.000 Paar Ski im Jahr nicht nennenswert, meint Wolfgang Mayrhofer, Atomic-Chef und Sprecher der heimischen Skiindustrie. Er rechnet mittelfristig aber mit einer Steigerung auf bis zu 370.000 Paar. Noch fehle es vor Ort auch an der „Software, wie einem fundierten Skilehrerwesen, Skischulen, Skiklubs und dem Interesse an klassischen Skiurlauben“, gibt Franz Föttinger, Geschäftsführer von Fischer, zu bedenken: „Skifahren ist in China etwas Exotisches.“

Zwar gibt es mittlerweile laut offiziellem Weißbuch der chinesischen Skiindustrie 30 Skihallen und 715 Skigebiete, 159 mit Seilbahnen, viele davon – wie auch jene in Yanqing – erbaut vom Vorarlberger Unternehmen Doppelmayr.

Initialzündung für mehr?

Die Zahl der Skifahrer in China ist zuletzt aber aufgrund von Corona und geschlossenen Skigebieten von knapp 21 auf 13 Millionen eingebrochen. Staatschef Xi Jinping will in den nächsten Jahren dennoch generalstabsmäßig 300 Millionen Chinesen zu Wintersportlern machen. In Peking reüssiert Skifahren vorerst jedoch vor allem als Hobby der westlich orientierten Oberschicht. Olympia? „Unter Umständen eine Initialzündung für mehr“, bleibt Föttinger vorsichtig.
Für eine Verlagerung von Produktionsstätten nach Fernost fehle derzeit aber noch jede Perspektive, sagt Mayrhofer. Auch umgekehrt scheint das Interesse abgekühlt. Atomic gehört zwar mittlerweile der chinesischen Anta-Gruppe. Von jenen chinesischen Investoren, die noch 2016 bei Fischer anklopften, um das österreichische Traditionsunternehmen zu übernehmen, hat man aber nichts mehr gehört, berichtet Föttinger.

Die Branche hat auf ihren Heimmärkten in Europa aber ohnehin alle Hände voll zu tun, um das Absatzloch, das die Pandemie in den vergangenen beiden Saisonen hinterlassen hat, wieder aufzufüllen.
Allein in Österreich, nach den USA der zweitgrößte Absatzmarkt der Welt, sank die Zahl der verkauften Paar Ski in der vergangenen Saison auf 292.441 Paar – ein Minus von 34 Prozent. Noch dramatischere Einbrüche gab es in Deutschland (minus 42 Prozent) und Frankreich (minus 47 Prozent).

Sporthändler bremsen, nur Tourenski-Segment boomt

Auch für die laufende Saison 2021/22 bleibt das Bild trüb. Laut einer Blitzumfrage des Verbands der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs (VSSÖ) rechnet die Industrie mit einem erneuten Einbruch des Absatzes für Alpin-Ski von rund 50 Prozent. Schuld daran ist nicht zuletzt das in Österreich sehr starke Verleihgeschäft (50 Prozent Marktanteil). Die Sporthändler bremsen aufgrund der eingebrochenen Nachfrage bei Investitionen ins Sortiment. Im kommenden Winter hofft Fischer-Chef Föttinger aber auf eine Trendwende – und bis 2024 auf eine Rückkehr auf das Vor-Corona-Niveau.

Anhaltend positiv entwickelt sich dagegen das Langlauf- und vor allem Tourenski-Segment. So wurden in der Saison 2020/21 27.711 Paar Langlaufski und 77.000 Paar Tourenski verkauft. Tendenz steigend, wenn auch der Anteil der Tourenski am Gesamtmarkt beispielsweise bei Fischer erst 15 Prozent beträgt. Mit großer Hoffnung blickt man diesbezüglich auf die USA. Dort gab es während Corona keine Skigebietssperren und damit sogar ein Absatzplus im Alpinbereich. Und das Tourenskifahren beginnt dort erst jetzt populär zu werden.