Als "Schlag ins Gesicht einer ganzen Branche" bezeichnete Kärntens Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl die jüngsten Ankündigungen der Gesamtstaatlichen Corona-Krisenkoordination (Gecko). Diese werfe die mit den Sozialpartnern abgestimmten Pläne für Weihnachten und Silvester kurzerhand über den Haufen: „Dieser Krisenstab wird seinem Namen von Anfang an gerecht“, erklärte Mandl: „Was gestern verlautbart wurde, ist keine abgestimmte, klare und nachvollziehbare Corona-Strategie, sondern eine realitätsferne Panikreaktion", heißt es in einer Aussendung.

Nur so lasse sich erklären, weshalb man auf die "absurde Idee" komme, am Silvesterabend eine allgemeine Sperrstunde von 22.00 Uhr zu verordnen. Mandl: „Noch vor wenigen Tagen wurde Silvester sogar für Ungeimpfte freigegeben und die Sperrstunde aufgehoben, plötzlich dürfen nicht einmal mehr dreifach Geimpfte auf das neue Jahr anstoßen? Glauben die Verantwortlichen tatsächlich, mit solchen epidemiologisch höchst fragwürdigen Gängelungsmaßnahmen die ohnehin bereits sehr kritische Bevölkerung für ihre Maßnahmen zur Bekämpfung der Omikron-Variante begeistern zu können?“ Das nunmehr offenbar vollends ausgebrochene Chaos bedrohe die Existenz tausender Betriebe in Österreich und sei nicht mehr hinzunehmen, erklärt Mandl.

Stornierungswelle rollt

Unter diesen überfallsartig geänderten Bedingungen hätten unzählige Gastronomie- und Hotelleriebetriebe bereits unter einer Stornierungswelle zu leiden, viele würden unter diesen Rahmenbedingungen am 31. Dezember nicht einmal mehr aufsperren. Mandl: „Ich rate den Zuständigen gut, sich an die vereinbarte Vorgangsweise zu halten und den Unmut aller – ob geimpft oder ungeimpft – nicht durch weltfremde behördliche Bevormundungsversuche weiter zu schüren. Wenn dieses geckohafte Herumgezappel die Antwort der Politik der auf die Corona-Schwächen der Vergangenheit sein soll, dann ist dieser Versuch schon im Ansatz gescheitert. Und auch die Disziplin der Wirtschaft hat Grenzen.“

Von einem "Sturm der Empörung" berichten andere Wirtschaftsvertreter. „Seit Bekanntgabe der vorverlegten Sperrstunde – auch an Silvester – ist die Stimmung am Tiefpunkt“, sagt Josef Petritsch, Obmann der WK-Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft. Ernüchternd sei, dass die Tourismuswirtschaft immer wieder aufs Neue als Sündenbock für die Versäumnisse der Politik herhalten müsse.

"Niemand legt sich zu Silvester um 22 Uhr ins Bett"

WK-Wirtesprecher Stefan Sternad meint, die Politik könne nicht ernsthaft davon ausgehen, dass die Menschen Silvester heuer auslassen und nicht feiern werden. „Niemand wird sich zwei Stunden vor Mitternacht ins Bett legen. Die Feiern werden ab 22 Uhr einfach in den privaten Raum verlegt werden, wo es dann keine Kontrollen gibt und keine Abstände eingehalten werden."

Wo der große Vorteil für die Pandemiebekämpfung sein solle, sei ihm unerklärlich, sagt Sternad. Es sei zu befürchten, dass "ab heute eine Storno-Welle in Gastronomie und Hotellerie" einsetzen werde. „Kontaktbeschränkungen wird es im privaten Umfeld aber nicht geben. Damit erreicht man nur, dass die Feiern in die eigenen vier Wände verlegt werden.“