"Es ist ein Stimmungsdämpfer“, sagt Raimund Haberl, Spartenobmann der Kärntner Händler in der Wirtschaftskammer. Haberl, der in Villach einen Farbenhandel betreibt, erwartet, dass sich die 2G-Regel in der Gastronomie auch auf den stationären Handel auswirken wird. „Das wird, wie schon im Frühling, als der Handel offen, die Gastronomie aber geschlossen hatte, dazu führen, dass man nur das Notwendigste kauft. Der Einkaufsbummel fällt aus. Etwas Schlimmeres kann den 10.000 Kärntner Handelsbetrieben beinahe nicht passieren. Noch schlimmer wäre nur ein Lockdown“, so Haberl. Im Handel selbst gilt nun flächendeckend die FFP2-Maskenpflicht. „Angesichts der Alternativen verkraftbar“, sagt Haberl. „Aber auch das wird manche Menschen vom Einkaufen im stationären Handel abhalten. Es hemmt Spontanität. Wer die Maske vergisst, kann heimgehen.“
Die Corona-Regeln sind bei weitem nicht die einzige Herausforderung, die der Kärntner Einzelhandel mit seinen 20.300 Beschäftigten derzeit zu bewältigen hat. Zwar lief das Geschäft zuletzt nicht schlecht, das Geld saß locker, die Reisefreiheit war eingeschränkt. Und die Weihnachtseinkäufe stehen an. 1,5 Milliarden Euro wurden in Österreich rund um dieses Fest ausgegeben (es waren durch Corona um 100 Millionen weniger als 2019), 90 Millionen davon in Kärnten. Ob das dieses Jahr wieder erreicht werden kann, wagt Haberl nicht zu prophezeien. Nur: „Ein Rekordjahr dürfen wir jedenfalls nicht erwarten.“

"Weihnachten im November"

Den nahenden Aktionstagen „Black Friday“ (Schwarzer Freitag) und „Cyber Monday“, die gleichzeitig eine Vorverlegung des Weihnachtsgeschäft in den November bedeuteten, blicken viele kleine Händler mit Sorge entgegen. „Viele fragen sich, warum sie weitere fünf bis zehn Prozent ihrer ohnehin schon geringen Spanne hergeben sollen“, sagt Haberl. Andere wiederum nützen die Aktionstage, um Überbestände abzubauen, um Platz für neue Ware zu haben. Aber da ist schon das nächste Problem: die Lieferengpässe für diverse Produkte und die gestiegenen Containerpreise. „Hat ein Frachtcontainer früher 2000 Dollar gekostet, so kostet er jetzt zum Teil 12.000 Dollar“, sagt der Klagenfurter Elektrohändler Hannes Majdic. Majdic (www.electronic4you.at) ist dabei, sein Lager komplett aufzufüllen, um vom „schwarzen November“ zu profitieren und verlässlich liefern zu können. Natürlich sucht auch er weitere Mitarbeiter. Dringend. „Das althergebrachte Weihnachtsgeschäft gibt es nicht mehr. Immer mehr versuchen, es schon vorher abzusaugen“, sagt Majdic, der davon ausgeht, dass der „Black Friday“ der „stärkste Einkaufssamstag wird“. Dass der Internethandel von der noch immer währenden Corona-Pandemie profitieren wird, ist für ihn klar. Elf Prozent trug er zum Weihnachtsgeschäft 2020 bei. Und heuer? Man wird sehen.

Pakete, Pakete, Pakete

Die Flut an Paketen baut sich jedenfalls unaufhaltsam weiter auf. Im ersten Halbjahr 2021 wurden in Österreich 150 Millionen Pakete zugestellt. Das waren um 34 Millionen oder 30 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2020, zeigt der aktuelle Monitor der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR).
„Eine enorme Steigerung, die untermauert, dass sich die Menschen in Österreich daran gewöhnt haben, per Click von zu Hause aus Bestellungen zu tätigen“, sagt Geschäftsführer Klaus Steinmaurer. Das untermauert auch eine Umfrage des Österreichischen Handelsverbandes: Sämtliche Generationen ziehen, bevor sie ein Produkt kaufen, als Informationsquelle primär Internet-Suchmaschinen heran. Vor allem Google.