Es gibt gute Gründe, dass die Stimmung unter den Händlern vorübergehend besser ist: Die Sache mit den Eintrittstests ist aufgeschoben. Das Budget für Ostergeschenke ist laut Umfrage des Handelsverbandes mit im Schnitt 95 Euro pro Kopf deutlich höher als vor einem Jahr (40 Euro) und auch höher als 2019 (65 Euro). Vor allem: Das regionale Einkaufen, das zum Gebot im Ausnahmezustand ausgerufen wurde, hat sich manifestiert. „Das Bewusstsein hat sich verändert“, resümiert Georg Loder, Chef des eingesessenen Kaufhauses Loder in Eggersdorf und Kumberg, nach einem Jahr. „Vielen ist es wichtiger geworden, Produzenten und Händler aus der Region zu stärken.“

Dass es um mehr geht als um Lippenbekenntnisse, bestätigt Andreas Reisinger, Unternehmer und Kaufmann in Passail. „Der Trend war schon da, aber nun legen Kunden noch mehr Wert auf das regionale Sortiment und Qualitätsware.“ Aktuell sehe er das etwa beim Osterfleisch. In einer Zeit, wo Angst und teilweise Orientierungslosigkeit herrschen, „suchen Menschen Vertrauen. Das zeigt sich im Einkaufskorb“, sagt Reisinger.

Das Kaufhaus von Andreas Reisinger in Passail gibt es seit über 140 Jahren
Das Kaufhaus von Andreas Reisinger in Passail gibt es seit über 140 Jahren © (c) FotoGlick CARMEN STIBOR

Ist es auch in anderen Bereichen so? Fakt ist, dass Corona den Onlinehandel massiv befeuert hat. Doch ist etwa Ingo Herzig, Geschäftsführer von Rieder Shoe mit Sitz in Spittal an der Drau, überzeugt, dass seinen Kunden das Regionale wichtig ist. Vor allem in den kleineren Filialen Hermagor, Gmünd oder Obervellach würden Stammkunden dem Unternehmen die Treue halten. Sie hätten im Vorjahr nicht online bestellt, sondern gewartet, bis Rieder Shoe nach dem Lockdown wieder öffnete. Schwieriger sei es da, wo Touristen fehlen, in Lienz und Salzburg. Beim aktuellen Ostergeschäft fallen vor allem Kinderschuhe ins Gewicht.

Ingo Herzig und Daniela Herzig-Rieder sind  Schuhhändler in Kärnten
Ingo Herzig und Daniela Herzig-Rieder sind Schuhhändler in Kärnten © Camilla Kleinsasser

Als „angenehm unauffällig“ bezeichnet Helmut Zechner von der Buchhandlung Heyn in Klagenfurt die Frequenz vor Ostern. „Es unterscheidet sich nicht deutlich von dem von 2019.“ Auch dank des Onlineshops habe man trotz fordernder Rahmenbedingungen keine Existenzsorgen. „Die Menschen haben zum Teil bewusst entschieden, beim regionalen Händler einzukaufen, und nicht bei Amazon. Das gilt nicht nur für unsere Buchhandlung, sondern für viele kleinere in Österreich“, sagt Zechner.

Buchhändler Helmut Zechner alias „Mr. Heyn“ aus Klagenfurt
Buchhändler Helmut Zechner alias „Mr. Heyn“ aus Klagenfurt © (c) Markus Traussnig (Markus Traussnig)

Zufrieden mit dem Ostergeschäft ist Richard Oswald, Geschäftsführer des Einkaufszentrums Atrio in Villach. Ob Konsumenten, angespornt durch diverse Plattformen, tatsächlich verstärkt auf Regionalität setzen, könne er nicht genau sagen. „Außer im Lebensmittelhandel. Da ist das Bewusstsein für das Regionale deutlich gestiegen“, ist Oswald überzeugt.

Richard Oswald leitet ein Einkaufszentrum in Villach
Richard Oswald leitet ein Einkaufszentrum in Villach © (c) Markus Traussnig

Das wiederum, erklärt Loder, habe aufseiten der regionalen Produzenten zu Innovationen geführt. „Nie hatten wir so viele Anfragen wie jetzt, ob wir Produkte in unserem Geschäft anbieten.“ Gestiegen ist zudem, erklärt Martina Ortner von der Landwirtschaftskammer Österreich, die Zahl der Direktvermarkter und die Nachfrage nach Beratungen. Der Umsatz der österreichweit 36.000 Direktvermarkter sei 2020 um 30 Prozent gestiegen. So kommt es, dass manch bäuerliches Erzeugnis über den Onlineshop eines regionalen Händlers nach Deutschland exportiert wird. „Wir haben gerade 450 Osterkartons für den TÜV Deutschland befüllt und verschickt“, freut sich Reisinger und meint: „Sogar kleinste Händler können mit der Digitalisierung gewinnen.“

Georg Loder aus Kumberg
Georg Loder aus Kumberg © (c) Juergen Fuchs (FUCHS Juergen)

Auch Verena Kassar, Pionierin des verpackungsfreien Einkaufens in Graz, ließ bei „Gramm“ und „Dekagramm“ den Onlineshop ausbauen. Die kleinen Shops bieten nun Click & Collect für Großgebinde an. Die Innenstadtlage sei 2020 kein Vorteil gewesen, seit Jänner gehe es aber bergauf. „Wer zu uns kommt, kommt bewusst. Aus Solidarität.“

Verena Kassar aus Graz
Verena Kassar aus Graz © (c) ALEXANDER DANNER