Österreich gilt als ein echtes Mobilfunk-Land. Die Tarife in dem Land gehören zu den günstigsten im EU-Vergleich und Breitband-Internet bedeutet hierzulande vielfach mobiles Internet. In anderen EU-Ländern ist das durchaus anders. Doch im vergangenen Jahr konnte plötzlich ein Aufwärtstrend bei den Preisen beobachtet werden und das ruft nun den Telekom-Regulator RTR und die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) auf den Plan.

Der Hintergrund: Im Zuge der Genehmigung des Zusammenschlusses von Hutchison ("Drei") und Orange im Jahr 2012 wurde Drei verpflichtet, bis zu 16 sogenannte MVNOs Zugang zu bis zu 30 Prozent der verfügbaren Netzkapazitäten zu gewähren. Diese Unternehmen mieten sich quasi in das Netz ein, sind sonst aber komplett unabhängig. Anfangs haben einige Unternehmen versucht auf dem Gebiet Fuß zu fassen. Nationale Bedeutung haben allerdings nur die Firmen Ventocom (HoT) und MassResponse (Spusu).

"MVNOs spielen mit rund 12 Prozent Marktanteile eine entscheidende Rolle für stabilen Wettbewerb am Mobilfunkmarkt", sagt RTR-Geschäftsführer Klaus Steinmaurer. Der Markteintritt der MVNOs habe einerseits zu mehr Innovation bei den Produkten geführt, andererseits zu einer Preisreduktion für die Konsumenten. Der Wettbewerb funktioniere derzeit. "Der Markt hat sich auf einem angemessenen, fairen und günstigen Niveau eingependelt", so der Regulator. Seitens der Behörde gebe es deshalb "ein klares Zukunftsbekenntnis zum MVNO-Wettbewerb auf dem Markt".

Preiserhöhungen

Allerdings laufe die verpflichtende Öffnung für MVNOs Ende 2022 aus und es gebe bereits Beschwerden seitens der MVNOs und andere Indizien, dass die Verhandlungsbereitschaft der Netzbetreiber vor allem in Richtung 5G-Services eingeschränkt sei. "Die Preiserhöhungen, die derzeit parallel passieren, sind auch ein Zufall, den man sich anschauen muss", meinte Steinmaurer. Die Zusammenarbeit der beiden Behörden sei wichtig und funktioniere gut. "Wir werden sicher nicht akzeptieren, dass es zu einer Verschlechterung der Marktverhältnisse kommt."

"Die BWB nimmt die bestehenden Beschwerden sehr ernst und wird die derzeitigen Entwicklungen laufend evaluieren", sagte BWB-Generaldirektor Theodor Thanner. MVNOs bräuchten einen fairen und angemessenen Zugang zu den Netzen. "BWB und RTR sind daher entschlossen, jedem Verdacht von wettbewerbswidrigem Verhalten nachzugehen. Von Marktteilnehmern beabsichtigte Verschlechterungen des Wettbewerbs sind nicht akzeptabel."

Werkzeugkasten

Sowohl BWB als auch RTR wollen daher den Mobilfunkmarkt in diesem Jahr auf ihre Fokusliste setzen und dazu auch mit der EU-Kommission in Kontakt treten. "Unser erster Schritt ist nun ein runder Tisch mit Netzbetreibern und MVNOs geplant", sagt Steinmaurer. 

Als Behörde wolle man ein klares Signal setzen, dass der Markt genau beobachtet wird. "Schon das kann disziplinierend wirken. Wenn der runde Tisch genügend Öl ist, dass der Sand aus dem Getriebe geht, dann passt das", so Steinmaurer, sonst müsse man "den Werkzeugkasten holen und mit Hammer und Schraubenzieher" nachhelfen. Das könne durchaus so weit gehen, dass der Mobilfunkmarkt wieder reguliert werde, stellt Steinmaurer klar.