Das Außenministerium warnt vor Reisen nach Kroatien und hat für das Land per Mitternacht die höchste Reisewarnstufe ausgesprochen. Grund sind deutlich steigende Fallzahlen bei Covid-19-Infektionen. "Die Reisewarnung kam überraschend, vor allem weil es durch das ganze Land geht", sagte der Präsident des Österreichischen ReiseVerbands und TUI-Austria-Prokurist Josef Peterleithner am Montag zur APA.

Der Tourismusexperte hätte eine partielle Reisewarnung für angemessen gehalten, statt pauschal dazu aufzurufen, das Land zu verlassen. Er ist verwundert, dass es keine regionale Differenzierung innerhalb Kroatiens gab wie etwa zuletzt etwa in Österreich mit St. Wolfgang oder in Spanien, wo auch zunächst Inseln wie die Balearen ausgenommen wurden.

Konzentration auf Makarska, Pag

In Kroatien konzentrierten sich die Corona-Erkrankungen beispielsweise auf die Markarska Riviera und die Insel Pag -Istrien oder viele Inseln hätte man weiterhin normal bereisen können, so der ÖRV-Präsident, der auch die "kurzfristige Kommunikation" der Regierung Freitagmittag mit Gültigkeit per Mitternacht von Sonntag auf Montag bemängelte.

"Panikartige Aufbrüche"

Bei der Rückkehr nach Österreich muss man nun einen Corona-Test machen oder zuhause in Quarantäne bleiben. "Es kam zu panikartigen Aufbrüchen, die zu Staus geführt haben - andere wiederum sagten, ich bin auf einer Insel oder einem Segelboot und gehe halt dann in Quarantäne", berichtete Peterleithner.

"Diese rasche Reisewarnung für Kroatien hat den Konsumenten verunsichert und kann Auswirkungen auf andere Destinationen haben", meinte er weiters. Der Tourismus sei im Grunde genommen in einer Talsohle bei Auslandsreisen gewesen und sei nun ein wenig angelaufen mit Italien, den Balearen, Kroatien und griechischen Inseln.

Kroatien ist dem Verband zufolge mit 1,5 Millionen Gästen und 7,6 Millionen Nächtigungen aus Österreich nach Italien die wichtigste Urlaubsdestination im Ausland.

Wer eine Pauschalreise gebucht hat

Urlauber, die eine Pauschalreise über ein Reisebüro oder Reiseveranstalter gebucht hätten, seien nun gegenüber Individualreisenden im Vorteil, da sie mit Bestehen der Reisewarnung kostenlos umbuchen oder stornieren können. Das ist gesetzlich in der Pauschalreiserichtlinie verankert. Wer selber mit dem Auto anreist und ein Hotelzimmer gebucht hat, hat hingegen kein Anrecht auf ein Gratis-Storno und ist nun auf die Kulanz des Beherbergungsbetreibers angewiesen. Denn dieser stellt seine Leistung nach wie vor zur Verfügung, der Kunde muss nach seinem Aufenthalt nur Corona-Bürokratie einhalten.

"Kostenlos stornieren in den nächsten Wochen"

Österreichs größter Reiseveranstalter TUI lässt jetzt "für die nächsten Wochen" kostenlos stornieren. "Für die nächsten Wochen, deshalb weil wir abwarten und weil die Reisewarnung ja vielleicht wieder aufgehoben wird", sagte Peterleithner. "Wir warten einfach bis eine Woche vor Reiseantritt - manche Reiseveranstalter sagten auch früher ab, wenn etwa ein umfangreiches Programm mit zu organisieren ist."

Bei einer Reisewarnung kann der Kunde zurücktreten, wenn die Reise "zeitnah" ist. Besteht etwa eine Reisewarnung für das spanische Festland, kann er nicht auch aus Sorge einen Balearen-Aufenthalt gratis stornieren. "Angst ist kein Stornierungsgrund", erklärte der Reiseexperte die Rechtslage.

Urlauber, die aus einer Destination mit Reisewarnung nach Österreich zurückkommen, müssen entweder bei der Einreise ein ärztliches Gesundheitszeugnis vorlegen, das einen negativen PCR-Test bestätigt, der nicht länger als 72 Stunden zurückliegen darf; oder sie fahren über die Grenze nach Hause und machen dort umgehend (innerhalb von 48 Stunden) in einem Krankenhaus oder Testzentrum die vorgeschriebene standardisierte Untersuchung und müssen daheimbleiben, bis das Ergebnis vorliegt; oder sie machen keinen Test bleiben zehn Tage in Heimquarantäne.

Ausweitung der Gratis-Drive-in-Coronatests gefordert

Die Gratis-Drive-in-Coronatests für Kroatien-Heimkehrer, die in Wien angeboten werden, seien "begrüßenswert", meinte Peterleithner. Der ReiseVerband plädiert nun aber auch für eine Ausweitung dieser Möglichkeit: "Ein Wunsch des ÖRV ist es, auch hinkünftig allen Urlaubern kostenlose Coronatests zu ermöglichen, die man entweder bei den Grenzen machen kann, oder in den einzelnen Städten", sagte der Branchensprecher.