Gut zehn Millionen Euro hat Austria Email, Spezialist für Heiz- und Warmwassersysteme mit Sitz in Knittelfeld, allein in den letzten Jahren in den Standort investiert, an dem knapp 300 Beschäftigte arbeiten. Das Unternehmen, das mehrheitlich im Eigentum der französischen Groupe Atlantic (8000 Mitarbeiter, zwei Milliarden Euro Umsatz) steht, blickt den kommenden Jahren zuversichtlich entgegen. Das hat auch mit dem Regierungsprogramm zu tun, wie Vorstand Martin Hagleitner ausführt. Er zählt seit Jahren zu den prononcierten Kritikern der „viel zu niedrigen Sanierungsrate“ des österreichischen Gebäudebestands. Diese hat sich in den vergangenen Jahren auf unter ein Prozent marginalisiert. Die türkis-grüne Koalition hat sich nun einen Wert von drei Prozent zum Ziel gesetzt. Klar sei, „dass es dafür ein überzeugendes Offensivprogramm braucht“, betont Hagleitner, der im Programm eine „gute Mischung aus Anreizen und Geboten“ sieht und damit „das Potenzial, die Sanierungsrate signifikant zu steigern“, auch wenn teils noch Präzisierungen und Zeitpläne fehlten. Ehrgeizige Maßnahmen seien überfällig, so Hagleitner.

„Ein Wirtschaftsstandort, der sich auch im globalen Kontext als technologischer Vorreiter in der Umwelttechnik sieht, darf sich mit einer so niedrigen Sanierungsrate nicht zufriedengeben, der Heimmarkt sollte immer auch ein Referenzmarkt sein.“ Gerade in der Warmwasseraufbereitung und bei Heizungsanlagen seien die CO2-Einsparungspotenziale durch Modernisierungen mit rund 90 Prozent enorm, „um die Klimaziele zu erreichen, sind Sanierungen und der Austausch veralteter Systeme ein Erfolgsfaktor“. Hinzu komme die soziale Komponente, „effiziente Energiesysteme reduzieren die Heiz- und Warmwasserkosten und damit die Wohn- und Betriebskosten. Auch die konjunkturellen Effekte können beträchtlich sein“, so Hagleitner. Entscheidend sei nun, dass die konkreten Maßnahmen „wirklich leistbar, praktikabel und lebensnah sind“.

Abschied von 600.000 Ölheizungen

Im Regierungsprogramm wurde, wie berichtet, auch ein Stufenplan zum Ausstieg aus der fossilen Wärmegewinnung verankert. Schon ab heuer dürfen in Österreich keine Ölheizungen mehr in Neubauten installiert werden, ab 2021 sind sie dann auch bei einem Heizungswechsel untersagt. Ab 2025 müssen Ölheizkessel, die älter als 25 Jahre sind, zwingend getauscht werden, spätestens ab 2035 alle Kessel. Dabei geht es laut Branchenschätzungen österreichweit um 600.000 Ölheizungen, davon 100.000 in der Steiermark und 60.000 in Kärnten.

Ein Drittel der Heizungsanlagen älter als 20 Jahre

Hagleitner plädiert als „Sofortmaßnahme“ – neben bundesweit klaren, unbürokratischen und einheitlichen Förderkriterien – für den Aufbau einer Heizungsdatenbank, „damit wir endlich verlässliche Zahlen zu den Heizungssystemen in Österreich haben“. Dabei geht es nun vor allem um die Frage, wie alt sie sind. Laut Hagleitner, der auch stellvertretender Obmann des Zukunftsforums SHL (Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechnik) ist, sei davon auszugehen, dass gut ein Drittel der bestehenden Heizungsanlagen in Österreich älter als 20 Jahre sind. Der Handlungsdruck sei hoch, „das sind weit mehr als 700.000 Heizungsanlagen, die dringend modernisiert werden sollten“.