Den Einflug über Klosters nach Davos haben die sieben Blackhawk-Helikopter Tage zuvor schon geübt. Nun weiß man nicht, in welchem Donald Trump sitzt. Aus Sicherheitsgründen. Der US-Präsident hat den Code für das atomare Raketenarsenal bei sich. „Welcome back on stage“, bittet WEF-Gründer Klaus Schwab dann den im Vorjahr abwesenden Trump auf der endlos breiten Bühne des Congress Centers um seine Botschaft.

Der Gast gibt sich zuerst friedlich, um dann doch eine verbale Rakete abzufeuern: auf Greta Thunberg und die Klimaschutzbewegung. „Wir müssen die ewigen Propheten des Untergangs und ihre Vorhersagen der Apokalypse zurückweisen“, so Trump, der auf den Klimawandel nur brüsk polemisch eingeht. Diejenigen, die vor Erderwärmung und anderen Umweltkatastrophen warnen würden, nennt er „Erben der dummen Wahrsager von gestern“.

Der US-Präsident hat den Saal bereits verlassen, als Greta Thunberg als nächste Rednerin kontert: „Meine Generation wird nicht aufgeben, sondern ihr werdet aufgeben.“ Selbst polnische Kohlearbeiter würden das begreifen. „Unser Haus brennt noch immer. Mit eurer Untätigkeit heizt ihr das Feuer noch an.“ So hat das 50. Jahrestreffen des World Economic Forum (WEF) den Showdown der wirkmächtigsten Meinungsikonen für Aufmerksamkeit der Jetztzeit zum Auftakt.

"Keine Quasselbude"

Der 81-jährige WEF-Gründer Schwab, der das Thema „Stakeholder für eine solidarische und nachhaltige Welt“ vorgegeben hat, wirbt leidenschaftlich für Dialog und Handeln: „Wir können nicht nur eine bessere Welt schaffen, wir müssen.“ Das 50. Jahrestreffen des WEF solle Ergebnisse liefern. „Dies ist ein Arbeitstreffen, keine Quasselbude.“
Doch auf der Bühne redet man aneinander vorbei.

Trump hält eine ausufernde Wahlkampfrede quasi an die Welt. 12.000 neue Fabriken und sieben Millionen neue Jobs verbucht er für sich seit Beginn seiner Amtszeit. „Der amerikanische Traum ist zurück.“ Und mit der übrigen Welt scheinbar in bestem Einvernehmen. Mit China habe man „Beziehungen, so gut wie noch nie“. Und Europa gebe mit Jahrhundertprojekten seiner großen Historie wie dem Dom von Florenz oder Notre Dame in Paris ein Beispiel für positive Visionen. Counterpart Thunberg fasst ihre Vision in ein Ultimatum an die Staatsführer und Konzernlenker im Saal: „Sofort alle Investitionen gegen das Klima stoppen! Zero CO2 nicht erst 2050, sondern jetzt!“

Treffen der Milliardäre

Machtzirkel oder SDG-Zelt. Wie auf der Bühne ist die schillernde globale Community in Davos tief gespalten. Die Übermacht der Mächtigen ist mit Zahlen dokumentierbar. 119 Milliardäre hat Bloomberg unter den eingeladenen Gästen gezählt, die zusammen auf ein Vermögen von 500 Milliarden Dollar kommen. Vertreten sind die Topmanager der größten Konzerne der Welt. Entlang der Hauptstraße durch Davos, der Promenade, sind ehemalige Geschäfte reihenweise ausverkauft an Google und Facebook, an KPMG oder BlackRock. Die geschlossenen Zirkel sind nur mit Hotel Badge einzusehen. Bankchefs reden mit Vorliebe über einen Geschäftszweig der Zukunft: Green Finance.

Andererseits sind auf jeder zweiten Hauswand Appelle für Sustainability und Stakeholder-Verantwortung gemalt. Im Open Forum wird von jungen Leuten nicht nur über Klima diskutiert, sondern auch über die soziale Zerklüftung der Welt. Noch weiter spannt den Blick das „17-SDG-Zelt“, das an der Promenade für die 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO ein großes Diskussionsforum bietet. „Die Camargue ist eine hoch geschützte Zone, ihre Biodiversität dennoch gefährdet, sensibilisiert“, führt zum Beispiel Jean Jalbert vom Forschungsprojekt Tour du Valat warnend vor Augen.
Das nächste Panel im SDG-Zelt über den Kampf gegen die Plastikverschmutzung der Ozeane bestreiten ausschließlich Frauen. Auch das ein Zeichen, das Weltwirtschaftsforum aufzurütteln, denn nur knapp 25 Prozent aller 3000 Gäste des WEF sind Frauen.

Am späten Nachmittag laufen auf der Promenade den zahlreichen Kamerateams gut 400 Klimaaktivisten in die Hände. Drei Tage langen waren sie zu Fuß nach Davos gegangen. Greta, kränklich, nahm nicht teil.