Wer des Öfteren online Flug- oder Busreisen bucht, dem ist bekannt, wie schnell sich hier die Preise ändern können. Oft sogar mehrmals täglich.
Hinter diesen Preisschwankungen steckt per Algorithmus gesteuertes „Dynamic Pricing“. Mithilfe derlei dynamischer Preisgestaltung verändern Onlinehändler die Preise ihrer Produkte abhängig von Wochentag, Uhrzeit oder dem Wetter.

So kann es zum Beispiel passieren, dass ein Flug nach Berlin innerhalb eines Tages von 32 auf 48 Euro ansteigt. Zusätzlich können Händler Preise auch individuell an die Zahlungsbereitschaft der Käufer anpassen – etwa durch Auswertung gesammelter Daten über die möglichen Käufer, wie dem Surf- und Einkaufsverhalten, dem Standort oder der Art des genutzten Endgerätes.

Datenbasierte Preisgestaltung

Dadurch soll ein Produkt im Idealfall nicht zu wenig kosten, wenn der Kunde bereit wäre, mehr dafür zu zahlen. Aber auch nicht zu teuer sein und ihn vom Kauf abschrecken. Laut einer Umfrage des E-Commerce-Gütezeichens kennen Österreicher diese Preisschwankungen vor allem von Flug- und Hotelbuchungen. Doch auch im Onlinehandel ist datenbasierte Preisgestaltung üblich. Der Umfrage zufolge nutzen bereits mehr als ein Drittel der heimischen Anbieter datenbasierte Preisgestaltung.

Ausgerechnet einem der internationalen Vorreiter dieser Technologie, dem US-Handelsriesen Amazon, wurde die dynamische Preisgestaltung jetzt aber zum Verhängnis. Nach dem jüngsten Schnäppchentag „Prime Day“ sammelten sich Erfahrungsberichte von Amazon-Nutzern, die Ware zu außergewöhnlich günstigen Preisen kaufen konnten.

Besondere Schnäppchen

Um 94,48 US-Dollar (84,21 Euro) konnte man etwa eine Digitalkamera von Sony kaufen, die normalerweise knapp 550 Dollar kostet. Ähnlich heftige Preisreduktionen auf knapp 94 Euro vernahmen Nutzer auch bei diversem Kamerazubehör.

Den sprichwörtlichen Vogel schoss diesbezüglich aber ein Objektiv ab. Kostet das „Canon EF 800mm 5.6 L IS USM“ für gewöhnlich bis zu 13.000 US-Dollar, ging es am Prime Day ebenfalls um 94 Dollar über den virtuellen Kassentisch.

Das Canon EF 800mm 5.6 L IS USM kostet für gewöhnlich 13.000 US-Dollar
Das Canon EF 800mm 5.6 L IS USM kostet für gewöhnlich 13.000 US-Dollar © Canon

Online berichten erste Amazon-Kunden auch bereits von der erfolgreichen Zustellung der bestellten Schnäppchen. Weil auch Amazon selbst bis dato nicht reagierte, hieß es zwischenzeitlich sogar, die ganze Aktion könnte ein Marketing-Gag des US-Konzerns sein. Bei einem jährlichen Umsatz von mehr als 230 Milliarden US-Dollar und einem Nettogewinn von knapp zehn Milliarden könnte sich der Konzern derlei „Fehler“ freilich tatsächlich problemlos leisten.

Anfechtbar wegen Irrtums

Zu sicher sollten sich die Käufer dennoch noch nicht fühlen. Grundsätzlich können Händler den Kaufvertrag wegen Irrtums nämlich anfechten, auch wenn der Käufer die bestellte Ware bereits erhalten hat. Der Fehler muss „nur“ eindeutig erkennbar sein und der Händler muss den Irrtum rechtzeitig anfechten. Kommt es zum Rückversand, kommt der Händler in den meisten Fällen übrigens für die Kosten auf.