Der Grazer Antriebsstrangentwickler und Spezialist für Software und Testsysteme, die AVL List GmbH, hat im Jahr 2018 eine 13-prozentige Umsatzsteigerung von 1,55 auf 1,75 Milliarden Euro verbucht. Die Ertragslage sei "durchaus gut", so CEO Helmut List am Dienstag im APA-Gespräch. Die Mitarbeiterzahl weltweit stieg erstmals über 10.000. Im kanadischen Vancouver wurde ein Brennstoffzellencenter gegründet.

Mit der Steigerung wurde das zum fünften Mal in Folge über zehnprozentige Wachstum beim Umsatz fortgesetzt. Zum Ertrag wollte List sich nicht äußern, zumindest nicht in Zahlen. Mit dem Wachstum gingen auch zahlreiche Investitionen einher, die mit 96 Millionen Euro zu Buche standen. Dazu zählten das neue Battery Lab in Graz mit rund 14 Millionen Euro Volumen sowie in den Bereich Autonomes Fahren, Elektrifizierung des Antriebsstrangs und der Ausbau von Standorten weltweit, etwa der Tech-Center.

"In Vancouver wird im Bereich der Brennstoffzelle selbst geforscht, in Graz erfolgt die Entwicklung des Gesamtsystem", sagte List. In diesem Zusammenhang werden am Standort des Headquarters Graz 17 Prüfstände für Brennstoffzellen errichtet, die Anlage soll 2020 fertig sein.

List setzt auf die Brennstoffzelle

List bezeichnete die Aktivitäten zur Fuel Cell als weltweit stark im Steigen begriffen. Mit der Wasserstoff-Technologie schaffe man die Brücke von der regenerativen Energieerzeugung aus Sonne und Wind zum Fahrzeugantrieb. Geforscht und entwickelt werde in Graz zu zwei Arten, der Solid Oxid Fuel Cell für flüssige und gasförmige Kraftstoff im stationären Einsatz, die heute noch teurer sei.

Die Wasserstoff-Fuell Cell stelle die Entwicklung vor Herausforderungen in Bezug auf Kosten und Lebensdauer. List sieht die Brennstoffzelle auch als Option für große Nutzfahrzeuge auf der Langstrecke. "Eine Kostensenkung kann auch durch höhere Leistungsdichte und innovativere Materialien erreicht werden", so List. Ein weiterer Vorteil der Brennstoffzelle sei die schnelle Betankung.

Im Bereich Autonomes Fahren und Big Data sieht List eine große Herausforderung. "Etwa im Bereich Geschwindigkeit und Beschleunigung bei autonomen Fahrzeugen - nicht jeder Mensch fühlt sich darin gleich wohl. Dabei geht es auch um Fahrmanöver und Abstände - und die Interpretation der u.a. durch Sensoren und kognitive gewonnenen Datenmenge. Dies gelte auch für die Sicherheit der Daten. Die Anlagen müssten entsprechend in Hinblick auf Cyber-Security ausgestattet werden.

Geringe Fluktuation bei Mitarbeitern

Der Brexit ist für AVL kein großes Thema - das im Herbst 2017 eröffnete Tech Center in Coventry sei sehr gut angelaufen, sagte List. "Ich erwarte keine starke Barriere. Ich glaube auch, die Vernunft wird letztlich siegen. Bei aller Dramatik werden sich im Endeffekt die Fakten auswirken. Auch unsere Projekte in Großbritannien wird es nicht so treffen", sagte der CEO.

Die eigenfinanzierte Forschung des Unternehmens liege bei rund 10 Prozent des Umsatzes, wie List sagte. Bei den Mitarbeitern habe man 2018 erstmals die 10.000er-Marke überschritten: Weltweit sind nun 10.400 Mitarbeiter (2017: 9500) beschäftigt, in Österreich und hier vor allem Graz sind es 4150 (3850). Natürlich sei es nicht leicht, ausreichend Personal zu finden, "aber da hilft unser guter Name", sagte List. Die Mitarbeiterfluktuation betrage denn auch nur 2,7 Prozent, ohne natürliche Abgänge.