Die Erwartungshaltung an die Regierung seitens der Wirtschaft war eindeutig: Klarheit über den Status des Karfreitags – Feiertag oder nicht? Doch die nunmehrige Entscheidung sorgt eher für noch mehr Fragen und Unsicherheit. Außerdem eröffnet sie neue Fronten zwischen Arbeitnehmervertretern und der Wirtschaft. So spricht Arbeiterkammer-Chefin Renate Anderl von einem „Viertelfeiertag“, weil 40 Prozent der Arbeitnehmer am Freitag zu Mittag Dienstschluss hätten.

Deutlichere Worte findet der wiedergewählte Tiroler AK-Präsident Erwin Zangerl, ein ÖVP-Mitglied: „Das zeigt einmal mehr, wie sarkastisch und arbeitnehmerfeindlich die Regierung denkt und handelt.“ Der Vorsitzende der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge, Rainer Wimmer, spricht von „Regierungspfusch“ und „Kniefall vor der Industrie“.

Zuschläge ab 14 Uhr?

Doch auch die Industrie ist alles andere als glücklich über die Lösung. Denn auch wenn rund 40 Prozent der Arbeitnehmer am Freitag bereits zu Mittag aufhören, ist das in der Industrie kaum der Fall. In der Regel wird im Schichtdienst gearbeitet. Und auch wenn die Details des Gesetzes noch nicht klar sind, rechnet die Industriellenvereinigung auf alle Fälle damit, den Mitarbeitern am Karfreitag ab 14 Uhr Zuschläge und Feiertagsentgelt zahlen zu müssen. Wirtschaftskammer-Generalsekretär Karl-Heinz Kopf geht von Kosten in der Größenordnung von 200 bis 300 Millionen Euro aus und erwartet sich von der Wirtschaft eine Senkung der Lohnnebenkosten in selber Höhe.

Besonders hart trifft es allerdings den Handel. Denn theoretisch müssten die Geschäfte am Karfreitag um 14 Uhr schließen. Dabei ist es einer der umsatzstärksten Tage. Nur am 23. Dezember wird im Lebensmittelhandel noch mehr umgesetzt. Der Sparkonzern erwartet hier eine Klärung der Detailfragen und Handelsverbands-Geschäftsführer Rainer Will fordert bereits eine Sonderlösung wie für den 8. Dezember.

Die Wirtschaftskammer lehnt diese Lösung allerdings ab. Dies sei wegen der Zuschläge "zu teuer", sagte Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich. Die Wirtschaftskammer fordert eine Lösung, bei der Geschäfte öffnen dürfen und Mitarbeiter nach normalen kollektivvertraglichen Bestimmungen entlohnt werden. In diesem Punkt sind sich WKÖ-Handelssparte und Handelsverband also uneins.

Gewerkschaft hofft auf Einsehen der Regierung

Doch das gehe nur mit den Sozialpartnern, stellt Karl Dürtscher klar, Geschäftsführer der Gewerkschaft GPA-djp. Er hoffe weiterhin, dass die Regierung ein Einsehen habe und nachbessert. Dürtscher meint damit natürlich einen echten Feiertag für alle. Und er stellt klar: Nötigenfalls werde man das sonst in den Kollektivverträgen umsetzen. „Wir haben bereits einige KV, bei denen der Karfreitag frei ist.“

170 Verträge fallen in die Verantwortung der GPA-djp. Irgendein KV sei daher immer in Verhandlung. „Kommt diese Regelung, wird das Thema Karfreitag bei den anstehenden Runden auf die Agenda kommen.“