Mehr als 120 Beschäftigte bangen um ihre Arbeitsplätze: Der oststeirische Garnhersteller Borckenstein musste abermals Insolvenz anmelden.Bereits 2016 war die Oststeiermark durch die Insolvenz der Firma Borckenstein GmbH mit Sitz in Neudau massiv betroffen, nachdem im Februar 2016 ein Insolvenzverfahren eingeleitet wurde und aufgrund des Verlusts der internationalen Konkurrenzfähigkeit zahlreicher Produkte im Zuge der Sanierung noch während des laufenden Insolvenzverfahrens der Personalstand von ca. 300 Dienstnehmern auf 152 Dienstnehmern fast halbiert wurde. Aktuell sind noch 124 Beschäftigte im Unternehmen. Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1789 zurück.

Laut den krteditschützern von KSV1870 und AKV liegen die Passiva bei rund 21,4 Millionen Euro, ihnen stehen Aktiva von rund 8,5 Millionen Euro gegenüber. Die Überschuldung beläuft sich auf rund 12,9 Millionen Euro. "Wenn sich im Insolvenzverfahren die Möglichkeit bietet, will Borckenstein einen Sanierungsplan beantragen", teilt das Unternehmen mit.

"Langfristige Stabilisierung leider nicht gelungen"

Borckenstein ist auf die Produktion verschiedenster Garne spezialisiert und musste trotz des bestehenden hochtechnischen Know-Hows bereits in den vergangenen Jahren ihre Produktionskapazitäten an die geänderten Marktbedingungen anpassen.

Bereits im Jahr 2016 musste Borckenstein daher in ein Sanierungsverfahren, welches letztlich erfolgreich mit einem Sanierungsplan beendet wurde. In den letzten Jahren wurde weiter versucht, durch neue Schwerpunkte in der Produktion und durch die Optimierung von Prozessen wettbewerbsfähig zu bleiben. Ziel war eine nachhaltige Verbesserung der Auslastung in Verbindung mit höheren Produktionskapazitäten.

Schlussendlich habe sich jedoch gezeigt, dass die vorgenommenen Umstrukturierungsmaßnahmen nicht ausreichten, um einen langfristigen wirtschaftlichen Aufschwung zu erreichen, so das Unternehmen in einer Aussendung. „Wir haben bis zuletzt mit wesentlichen Stakeholdern sowohl mit Lieferanten als auch mit der öffentlichen Hand verhandelt. Trotz intensiver Bemühungen des FMMG-Konzerns und der neuerlichen Anpassung des Geschäftsmodells für 2018/2019 ist uns die langfristige wirtschaftliche Stabilisierung von Borckenstein leider nicht gelungen“, so Geschäftsführer Andrea Parodi. „Um eine Erhöhung des Ausfalls für unsere Gläubiger zu verhindern, waren wir daher zur Stellung eines Insolvenzantrags gezwungen“.

Wie geht's weiter?

Die Geschäftsführung von Borckenstein werde "nun mit dem Insolvenzverwalter abstimmen, in welcher Form die Fortführung des Betriebs und eine Erhaltung des Produktionsstandorts in Neudau möglich ist. „Wenn es gelingt, die kurzfristig benötigte Liquidität aus den vorhandenen Aufträgen sicherzustellen, kann der Insolvenzverwalter im Fortbetrieb der Produktion auf einen motivierten und erfahrenen Mitarbeiterstamm zurückgreifen, um die Aufrechterhaltung des Unternehmensbetriebs sicherzustellen. Wir schließen daher nicht aus, dass das Unternehmen bei positiver Fortsetzung des Betriebes eine nochmalige Sanierung schaffen kann. Dies wird sich in den nächsten Tagen zeigen“, so Clemens Jaufer von ScherbaumSeebacher Rechtsanwälte (Rechtsvertreter von Borckenstein).

Land sichert Unterstützung zu

Das Land Steiermark hat nach der neuerlichen Borckenstein-Insolvenz die Ausweitung einer bestehenden Stiftung angekündigt, sollten Gespräche über eine Fortführung des Unternehmens scheitern. "Gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice werden wir alles Menschenmögliche unternehmen. Wir lassen niemanden im Stich", so LHStv. Michael Schickhofer und Soziallandesrätin Doris Kampus (beide SPÖ).

Mit dem Textilunternehmen könnte der frühere Bezirk Hartberg mit einem Schlag einen seiner größten Industrie-Betriebe verlieren, hieß es in der Aussendung weiter. Der drohende Verlust von 160 Arbeitsplätzen stelle auch für die Gemeinde Neudau laut Bürgermeister Wolfgang Dolesch eine Katastrophe dar. "Diese Pleite ist für die Betroffenen, die alle aus der Region stammen, sowie für ihre Familien eine ganz furchtbare Situation", unterstrichen Schickhofer und Kampus. Die Größenordnung einer erweiterten Stiftung - sie wurde im Jahr 2016 anlässlich der ersten Borckenstein-Insolvenz eingerichtet - sei noch unklar. Das Land werde mit dem AMS über die weitere Vorgangsweise erst beraten.