Die EU-Kommission setzt laut einem Medienbericht künftig verstärkt auf Atomkraft. Die Europäische Union wolle ihre technologische Vorherrschaft im Nuklearsektor verteidigen, heißt in einem Bericht von "Spiegel Online" am Dienstag unter Berufung auf ein Strategiepapier der EU.

Demzufolge sollen die Mitgliedsstaaten bei der Erforschung, Entwicklung, Finanzierung und beim Bau neuer innovativer Reaktoren stärker kooperieren. Das Papier solle die Grundlage für die künftige Atompolitik der EU-Kommission sein und am Mittwoch von den für die Energieunion zuständigen Kommissaren verabschiedet werden. Anschließend solle es dem EU-Parlament vorgelegt werden.

Weg vom russischen Gas

In dem Papier werde laut Spiegel "unter anderem vorgeschlagen, die Rahmenbedingungen für Investitionen zu verbessern. Gelder sollen unter anderem aus dem Europäischen Fonds für strategische Investments (EFSI) und den Forschungsprogrammen der EU fließen."

Vorantreiben will die EU dem Bericht zufolge den Bau von Mini-Reaktoren. Spätestens 2030 solle ein solcher Meiler in Europa im Einsatz sein.

Warum die EU-Kommission so in die Offensive gehen könnte? Der Spiegel nennt zwei Motive: Zum einen hat es sich die Kommission zum Ziel gesetzt, Europas Abhängigkeit von Russlands Gas zu verringern. Zum anderen stehe sie "in der Pflicht, Klimaziele zu erreichen und den CO2-Ausstoß deutlich zu verringern". 

Kommission: Bericht "entmystifizieren"

Nachdem die EU-Kommission dem Spiegel zunächst keine Antworten gab, gibt es mittlerweile eine Stellungnahme der Kommissionssprecherin. Derzufolge müsse der "Spiegel"-Bericht klargestellt und "entmystifiziert" werden.

Es gehe der Kommission darum, im Rahmen der Energie-Union mögliche Forschungsbereiche im Nuklearbereich zu identifizieren. Beim geleakten Strategiepapier handle es sich außerdem nicht um ein abschließendes Dokument oder die endgültige Position der EU-Kommission.

Außerdem verwies die Sprecherin darauf, dass die Wahl des Energieträgers eine nationale Kompetenz sei und in der Verantwortung jedes einzelnen EU-Landes liege.

In der EU gibt es derzeit 131 Atomkraftwerke in 14 Mitgliedstaaten, sie haben eine Kapazität von rund 121 Gigawatt. Derzeit sind in 14 Ländern neue Atomkraftwerke in Planung.